misereorAachen. - Anlässlich des Welttages gegen Kinderarbeit am 12. Juni hat das katholische Hilfswerk MISEREOR die Wirtschaft dazu aufgefordert, ihre Anstrengungen im Kampf gegen diese Form moderner Sklaverei zu intensivieren. Global gesehen verrichten rund 152 Millionen der fünf- bis 17-Jährigen ausbeuterische Kinderarbeit, obwohl diese nach dem Willen der Vereinten Nationen bis 2021 abgeschafft sein sollte.

"Hier sind nun insbesondere die Unternehmen gefragt, die wirklichen Kosten ihres Handelsgeschäfts zu bilanzieren und gerechte Preise für gute Produkte zu zahlen. Wir feiern dieses Jahr 50 Jahre Fairer Handel. Fair gehandelte Produkte können zu einer Abschaffung der Kinderarbeit beitragen", erklärte MISEREOR-Geschäftsführer Thomas Antkowiak.

In den 2015 festgelegten UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs), hat sich die Weltgemeinschaft darauf geeinigt, sofortige und effektive Maßnahmen zu ergreifen, um moderne Sklaverei bis 2021 abzuschaffen. Ein Jahr vor der Frist sei man von einem Erreichen des Ziels jedoch weit entfernt, machte der MISEREOR-Geschäftsführer deutlich: "Nach einiger Zeit mit Fortschritten durch einen Mix an staatlichen Maßnahmen, besseren Preisen für Rohwaren und viel Kampagnenarbeit der Zivilgesellschaft, haben sich die Zahlen in den vergangenen fünf Jahren leider nicht mehr verbessert. Gerade Unternehmen müssen verstehen, dass der Schlüssel für Veränderung in ihren Vertragsbeziehungen und Einkaufspreisen liegt."

Als besonders gravierend gestaltet sich die Situation nach wie vor im Kakaosektor: Allein in Ghana und der Elfenbeinküste, die mehr als 60 Prozent des weltweiten Kakaos produzieren, arbeiten laut einer Studie der Tulane University rund zwei Millionen Kinder auf den Feldern, bei mehr als 85 Prozent von ihnen werden die Tätigkeiten als ausbeuterisch und gesundheitsgefährdend eingestuft. Die Hauptursache für diese Problematik seien die unregelmäßigen und niedrigen Einkommen der Eltern, berichtete Thomas Antkowiak: "Das Durchschnittseinkommen eines Kakaobauern beträgt rund 0,78 Dollar pro Tag. Das sind gerade einmal 37 Prozent der 2,52 Dollar, die eine Familie zum Überleben benötigt. Damit die Familien auf ein Existenzminimum kommen, sind sie gezwungen die Kinder als Arbeitskräfte einzuspannen."

In Westafrika müssen seit Jahren viele kleinbäuerliche Betriebe ihren Kakao an wenige große Unternehmen verkaufen, deren Preise die Kosten eines nachhaltigen Anbaus nicht decken. Durch Entwaldung, ausgemergelte Böden oder alte Pflanzenbestände sinken die Erträge der Betriebe. Zugleich machen Preisschwankungen an den Börsen es schwierig, die Angebotsmenge auf dem Markt halbwegs mit der Nachfrage in Gleichgewicht zu bringen. So verlagern sich die Machtverhältnisse weiter zugunsten großer Player.

Zum 50. Jubiläum des Fairen Handels sei es am Welttag gegen Kinderarbeit aber auch wichtig, auf die Erfolge besonders auch in diesem Sektor zu schauen, sagte Antkowiak: "Die Arbeit unserer Partnerorganisationen zeigt, wie gerechter und menschenwürdiger Handel der Bevölkerung zugutekommt und zur Abschaffung dieser Form von Zwangsarbeit führt." So haben sich an der Elfenbeinküste 105 bäuerliche Betriebe mit Unterstützung von MISEREOR vor 10 Jahren zur Genossenschaft SCEB zusammengeschlossen, die den ersten fair gehandelten und zugleich biologischen angebauten Kakao des Landes produzieren. Die Erträge der Bäuerinnen und Bauern sind nun dank Fortbildungen der sowie verbesserten Anbaumethoden hoch und stabil. Ein Zertifizierungs- und Kontrollsystem stellt die ökologische Anbauweise und faire Bezahlung sicher, durch Export und den Fairen Handel konnten die Einnahmen stetig gesteigert werden.

"Die Menschen verfügen dort nun über ein gesichertes Einkommen, weshalb Kinder der Bäuerinnen und Bauern nicht weiter ausgebeutet werden. Sie können zur Schule gehen", so Thomas Antkowiak. Es sei enorm, was diese kleine Initiative jetzt schon verändert habe, denn diese Pionierleistung mit kleinen Mengen von Kakao habe sich herumgesprochen und finde im ganzen Land Nachahmerschaft.

Gleichzeitig sei auch auf politischer Ebene Veränderung nötig. Einen Schritt in diese Richtung gingen kürzlich die Regierungen Ghanas und der Elfenbeinküste. Durch eine sogenannte "Living Wage Differential" möchten diese beiden Länder beispielsweise Bäuerinnen und Bauern im Kakaosektor zusätzliche Zahlungen zukommen lassen, wenn ihre Einkommen nicht dazu ausreichen, um ihre Existenz zu sichern. "Ein wichtiges Signal, auch wenn die erzielten Erlöse die Einkommen nur gering erhöhen", betonte der MISEREOR-Geschäftsführer.

Der Faire Handel wächst im 50. Jahr in Deutschland weiter, gerade im Kakaosektor ist der faire Umsatz so hoch wie noch nie. Die Fairtrade-Mindestpreise wurden zuletzt heraufgesetzt und Fairtrade-Bauern bekommen Beratung, wie sie ihren Anbau diversifizieren und mit ergänzten Produkten wie Yams auch Einkommen auf den lokalen Märkten erzielen können. "Es gibt für deutsche Unternehmen keine Entschuldigung mehr, die Profite durch Kinderarbeit und Ausbeutung in irgendeiner Form rechtfertigen würde", stellte Thomas Antkowiak fest.

Quelle: www.misereor.de 


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