dsw neuHannover. - Im weltweiten Durchschnitt bekommen Frauen heute weniger Kinder als früher. Während eine Frau in den 1960er Jahren im Durchschnitt noch etwa fünf Kinder zur Welt brachte, sind es heute 2,4. Trotzdem wächst die Weltbevölkerung jede Sekunde um 2,6 Menschen (Geburten abzüglich Todesfälle). Zu den derzeit rund 7,79 Milliarden Menschen kommen jedes Jahr 82 Millionen Menschen hinzu, also in etwa die Bevölkerung Deutschlands. Das hat die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) in Hannover berichtet.

Wenn heute alle Menschen frei darüber entscheiden könnten, ob, wann und wie viele Kinder sie bekommen, könnten zahlreiche ungewollte Schwangerschaften vermieden werden. Das jährliche Bevölkerungswachstum würde sich dann um ein Viertel verringern, so die DSW.

Auch im Jahr 2020 können immer noch nicht alle Frauen und Mädchen frei über ihren Körper und ihre Sexualität entscheiden. Das hat zur Folge, dass weltweit in Entwicklungsländern zwei von fünf Schwangerschaften ungewollt sind. "Mädchen im Jugendalter zwischen 15 und 19 Jahren in Entwicklungsländern sind besonders stark davon betroffen: Jede zweite Schwangerschaft ist ungewollt. Mehr als die Hälfte dieser ungewollten Schwangerschaften führen zu Schwangerschaftsabbrüchen, von denen viele unsicher sind", sagte Jan Kreutzberg, Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung.

Frauen und Mädchen in Afrika südlich der Sahara werden im weltweiten Vergleich überproportional oft ungewollt schwanger. Jede zweite Frau, die dort verhüten möchte, hat nicht die Möglichkeit dazu. Weltweit betrachtet hat jede vierte Frau in Entwicklungsländern keinen Zugang zu Verhütungsmitteln. "Viele Mädchen und Frauen haben kein Mitspracherecht, wenn es um Sex und die Zahl ihrer Kinder geht", so Kreutzberg. "Sie sind häufig sexueller Gewalt ausgesetzt, werden gegen ihren Willen früh verheiratet und zu Schwangerschaften gezwungen. Diese fehlende Selbstbestimmung im Bereich Familienplanung und in vielen weiteren Lebensbereichen führt dazu, dass viele Frauen und Mädchen in der Region mehr Kinder bekommen, als sie sich wünschen."

Auch wenn die durchschnittliche Kinderzahl in Afrika südlich der Sahara in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist, ist sie mit aktuell 4,4 Kindern pro Frau höher als der weltweite Durchschnitt (2,4 Kinder). Das führt dazu, dass die dortige Bevölkerung nach aktuellen Prognosen der Vereinten Nationen von heute rund 1,3 Milliarden Menschen auf voraussichtlich rund 2,5 Milliarden im Jahr 2050 steigen wird.

"Gerade in Krisenzeiten wird das Recht von Frauen und Mädchen auf Gesundheit und ein selbstbestimmtes Leben frei von Zwang, Diskriminierung und Gewalt verletzt. So auch in der aktuellen Corona-Pandemie", sagte Kreutzberg. Ausgangsbeschränkungen von sechs Monaten könnten in Entwicklungsländern zu sieben Millionen ungewollten Schwangerschaften führen, so UN-Schätzungen.

Der jüngst vom Weltbevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) veröffentlichte Weltbevölkerungsbericht bestätigt, dass auch schädliche Praktiken wie weibliche Genitalverstümmelung, Frühverheiratungen oder die Bevorzugung von Söhnen und damit einhergehende geschlechtsspezifische Abtreibungen zunehmen. "Hier unterstreicht die Pandemie einen Punkt auf dem Aufgabenzettel der Weltgemeinschaft: Der Zugang zu Gesundheitsdiensten und Verhütungsmitteln für Frauen und Mädchen weltweit braucht mehr Engagement – auch von deutscher Seite", sagte der DSW-Geschäftsführer.

Wenn die Welt heute ein Dorf mit nur 100 Einwohnern wäre, wären davon 59 aus Asien, 17 aus Afrika, zehn aus Europa, acht aus Lateinamerika, fünf aus Nordamerika und einer aus Ozeanien. Die Zahl der Dorfbewohner würde bis zum Jahr 2050 auf 128 steigen: 69 aus Asien, 33 aus Afrika, zehn aus Lateinamerika, neun aus Europa, sechs aus Nordamerika und einer aus Ozeanien.

Quelle: www.dsw.org 


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.