inkotaBerlin. - Nach zwei Jahrzehnten fehlgeschlagener Bemühungen gehören Armut und Kinderarbeit noch immer zum Alltag von Kakaobauernfamilien. Das geht aus dem Kakao-Barometer 2020 hervor, zu dessen Herausgebern die entwicklungspolitischen Organisationen INKOTA-netzwerk und SÜDWIND-Institut gehören. Sie fordern die Regierungen dazu auf, ihre Versprechen zur Beendigung der Entwaldung, von Armut und Menschenrechtsverletzungen im Kakaosektor einzuhalten. Dafür seien die Beteiligung von Bauern und Bäuerinnen an Entscheidungsprozessen und die Zahlung existenzsichernder Preise im Kakaosektor nötig.

Das Kakao-Barometer wird von einem internationalen Konsortium zivilgesellschaftlicher Organisationen herausgegeben und gibt alle zwei Jahre einen Überblick über die Nachhaltigkeitsbemühungen im Kakaosektor. Die diesjährige Publikation belegt, dass die weit verbreitete Armut von Kakaobauern und -bäuerinnen fortbesteht, ausbeuterische Kinderarbeit zugenommen hat und die Entwaldung fortschreitet. Deshalb unterstreichen die Herausgeber, dass ohne gesetzliche Regulierungen zur Einhaltung von menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten die massiven Herausforderungen im Kakaosektor nicht gelöst werden können.

"Bisherige Regulierungsbemühungen sind nur freiwillig, nicht verpflichtend", erklärte Ko-Autor Friedel Hütz-Adams vom SÜDWIND-Institut. "Innerhalb der Vielzahl von staatlichen Vereinbarungen, nationalen Multi-Stakeholder-Plattformen und sektorweiten Kooperationen gibt es weder Sanktionen für die Nichteinhaltung noch Durchsetzungsmaßnahmen, um die Ziele zu erreichen. Doch ohne Rechenschaftspflicht, Transparenz und Durchsetzung von Verbesserungen ist ihre Wirkung begrenzt, das haben die letzten 20 Jahre gezeigt."

Evelyn Bahn vom INKOTA-netzwerk betonte, dass die strukturellen Probleme im Kakaosektor noch immer nicht angegangen würden: "Solange die Schokoladenindustrie nicht bereit ist, höhere Kakaopreise zu bezahlen, lassen sich Armut und Menschenrechtsverletzungen in der Kakaolieferkette nicht beenden. Fairen Kakao wird es nicht zum Nulltarif geben. Es ist an der Zeit, dass die Akteure im Kakaosektor anerkennen, dass Projekte zur Steigerung von Ernteerträgen und Diversifizierung nicht ausreichen."

"Wir stehen am Scheideweg", unterstrich auch Isaac Gyamfi, Geschäftsführer von Solidaridad in Westafrika. "Umgehen wir weiterhin das Wohl der Bauern und Bäuerinnen, oder gestalten wir gemeinsam die Verteilung der Einnahmen und die Entscheidungsfindung im Kakaosektor radikal um? Bauern und Bäuerinnen brauchen ein existenzsicherndes Einkommen und einen Platz am Verhandlungstisch."

Sandra Sarkwah von der zivilgesellschaftlichen Organisation SEND-Ghana koordiniert die Ghana Civil-Society Cocoa Platform (GCCP). Das Bündnis aus NGOs und Bauernorganisationen im zweitgrößten Kakaoanbauland der Welt unterstützt die Veröffentlichung des Kakao-Barometers 2020. Sarkwah betonte: "Die geringen Einkommen der Kakaobauern- und bäuerinnen stellen eine immense Bedrohung für einen nachhaltigen Kakaoanbau dar. Der Großteil der Wertschöpfung bleibt bei Kakaoverarbeitern, Schokoladenherstellern und Einzelhändlern hängen. Sie sind mitverantwortlich, den Kakaosektor so zu gestalten, dass Kakaobauern und -bäuerinnen über ein existenzsicherndes Ein-kommen verfügen und bessere Ab-Hof-Preise erhalten."

Quelle: www.inkota.de 


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