Zürich. - Public Eye und FEMNET haben die Berichterstattung von Modeunternehmen analysiert, deren Produkte mit dem "Grünen Knopf" des deutschen Entwicklungsministeriums zertifiziert sind. Das ernüchternde Resultat ein Jahr nach dessen Start: Wegen Mängeln beim Standard und Prüfprozess liefere der "Grüne Knopf" auch in der Schweiz nicht, was er verspricht, nämlich ohne Ausbeutung und Umweltverschmutzung hergestellte Kleider und Textilwaren. Siegelgeber und -nehmer müssten dringend nachbessern.

Der vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im September 2019 lancierte "Grüne Knopf" hat grosse Erwarten geweckt. Bei T-Shirts, Mützen oder Bettwäsche, die das amtliche Siegel tragen, sollen Konsumierende sicher sein, dass diese Textilien "sozial" und "ökologisch" produziert wurden. Aber auch, dass die Unternehmen dahinter ihre entsprechenden Sorgfaltspflichten wahrnehmen. Konkret verlangt das BMZ, dass Firmen menschenrechtliche Risiken entlang ihrer Lieferkette prüfen, bei Bedarf effektive Massnahmen dagegen ergreifen, darüber öffentlich berichten und Beschwerdemöglichkeiten für potenziell Betroffene einrichten.

Nach diesen Unternehmenskriterien haben Public Eye und FEMNET die öffentliche Kommunikation von 31 "Grüner-Knopf"-Firmen untersucht. Viele davon vertreiben ihre zertifizierten Produkte auch in der Schweiz, darunter Vaude, Lidl oder Hess Natur. Nur gerade 8 der 31 gehen der Analyse zufolge jedoch auf Menschenrechtsrisiken in ihren jeweiligen Produktionsländern ein. Das Gleiche gelte für Risiken, die durch ihre Einkaufspraktik entstehen. Über das Ausmass und die Schwere des Risikos nicht existenzsichernder Löhne für ihre Näherinnen berichteten sogar nur zwei Unternehmen. Und nur drei "Grüne-Knopf"-Träger legten dar, wie sie mit dem Branchenproblem der geschlechtsspezifischen Gewalt am Arbeitsplatz umgehen. Ähnlich düster sehe es bezüglich der in den Produktionsländern häufig nicht gewährleisteten Gewerkschaftsfreiheit aus.

Angesichts dieser Befunde muss das BMZ auf Sicht der beiden NGOs schnell gegensteuern und so verhindern, dass mit seinem Label eine oberflächliche Sorgfaltsprüfung und somit Greenwashing betrieben wird. Unternehmen, welche zentrale Menschenrechtskriterien bloss teilweise erfüllen oder deren Umsetzung nur vollmundig ankündigen, dürften keinen "Grünen Knopf" bekommen. Problematisch sei zudem, dass für in der EU hergestellte Produkte kein Nachweis für die Einhaltung der sozialen Kriterien erbracht werden müsse. Denn auch "Made in Europe" sei schon lange kein Garant mehr für menschenwürdige Arbeits- und Herstellungsbedingungen.

Quelle: www.publiceye.ch 


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