Berlin. - Europäische Top-Banken, darunter auch die Deutsche Bank und die Commerzbank, tragen durch ihre Milliarden-Investments und Finanzierungen massiv zur globalen Verschmutzung durch Plastik bei. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht "Dirty Profits" der Nichtregierungsorganisation Facing Finance. Keine der untersuchten Banken verfüge bislang über eine umfassende Plastikrichtlinie, weder in Bezug auf die Produktionskette noch auf die Konsumgüterbranche.

Der Bericht analysiert die Investitionen und Finanzierungen von acht europäischen Großbanken, die Finanzbeziehungen in Höhe von mehr als 146 Milliarden Euro zu kunststoffproduzierenden oder -verarbeitenden Unternehmen unterhalten. Insgesamt haben die Banken den untersuchten Unternehmen laut Bericht seit 2017 Kapital in Höhe von rund 95 Milliarden Euro für die Finanzierung ihrer "plastikfreundlichen" Geschäftsmodelle beschafft. Führend dabei seien die HSBC, Deutsche Bank, BNP Paribas und die spanische Santander gewesen. Zudem hätten die Banken Investitionen im Gesamtvolumen von fast 52 Milliarden Euro in plastikfreundliche Branchen getätigt.

"Banken tragen besonders durch ihre Finanzierungen zur globalen Plastikverschmutzung bei und müssen in ihren Richtlinien endlich eine finanzielle Abkehr von nicht-nachhaltigen plastik-intensiven Geschäftsmodellen verankern", forderte Thomas Küchenmeister, Geschäftsführender Vorstand von Facing Finance und Herausgeber des Berichtes.

"Orientierung bietet hier die EU-Taxonomie für nachhaltiges Wirtschaften. Sie stuft die Kunststoffproduktion eines Unternehmens nur dann als nachhaltig ein, wenn höchstens 10 Prozent Einwegplastik unter den Endprodukten ist oder wenn mindestens 90 Prozent recyceltes Ausgangsmaterial verwendet wird. Würden Finanzinstitute eine solche Maßgabe zur Grundlage ihrer Finanzierungen machen, wäre schon viel gewonnen", sagte Ute Straub, Referentin für Ethisches Investment bei Brot für die Welt.

Die 14 untersuchten Unternehmen, darunter die Rohstofflieferanten ExxonMobil und Shell, aber auch BASF und Ineos, die die Rohstoffe synthetisieren, haben einen maßgeblichen Anteil an der globalen Plastikverschmutzung. Bisher leisten die Plastik-verursachenden Unternehmen zu wenig, um die Belastung für Mensch und Umwelt einzudämmen. "Wir fordern von den Unternehmen ambitionierte und verbindliche Verpflichtungen, um ihren Plastikverbrauch deutlich zu reduzieren. Die kunststoffverarbeitende Industrie muss darüber hinaus menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten beachten, wie es auch der jüngste Gesetzentwurf für ein Lieferkettengesetz vorsieht. Unternehmen sollten zudem für die durch ihre Plastikproduktion und die Verwendung der Produkte entstehenden Schäden – vor allem der extremen Anhäufung von Mikroplastik in den Ökosystemen - haften", erklärte Klaus Schilder, Experte für verantwortliches Wirtschaften bei Misereor.

Plastik zu vermeiden muss dem Bericht zufolge oberstes Ziel bleiben. "Die Staatengemeinschaft muss sich für einen völkerrechtlich verbindlichen Vertrag zur Bewältigung der Plastikkrise einsetzen. Neben einem verbindlichen Reduktionsziel der Verschmutzung durch Kunststoffe sollte die Verwendung von nicht oder schwer recycelbaren Einwegplastikartikeln sowie giftigen Additiven eingeschränkt werden", forderte Vanessa Müller, Facing Finance-Projektkoordinatorin des Dirty Profits Berichtes.

Der Bericht fordert für die Zukunft Anreize, Plastik zu vermeiden, wiederverwendbare Systeme einzuführen sowie Banken zu befähigen, eine Kreislaufwirtschaft finanziell zu begleiten und es Verbraucher*innen zu erleichtern, verpackungsfrei und nachhaltig zu konsumieren.

Weltweit macht Einwegplastik etwa die Hälfte aller produzierten Kunststoffe aus. Die seit fast 70 Jahren produzierten ca. 8,3 Mrd. Tonnen Plastik verursachten gut 6,3 Mrd. Tonnen Müll, der lediglich zu 9 Prozent recycelt und zu 12 Prozent verbrannt wurde. Fast 80 Prozent des Abfalls landen auf Müllhalden in freier Natur.

Der Bericht "Dirty Profits" wird von Brot für die Welt, Misereor, der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Stiftung Kindernothilfe sowie der schwedischen Entwicklungsbehörde Sida finanziert.

Quelle: www.facing-finance.org 


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