handicap internationalMünchen. - Ein Jahr nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut sind viele Menschen im Libanon verzweifelt. Die Hälfte der Bevölkerung lebt inzwischen unterhalb der Armutsgrenze. Die Preise für Medikamente und Treibstoffe sind extrem hoch. Lebensmittel sind sehr teuer und werden für immer mehr Menschen unerschwinglich, berichtet Handicap International.

Zeina, die den Nothilfeeinsatz von Handicap International (HI) nach der Explosion vom 4. August geleitet hat, berichtete: "So eine Situation haben wir hier im Libanon noch nie erlebt. Viele Menschen müssen darum kämpfen, dass sie täglich genügend zu essen haben. Kinder brechen die Schule ab, um ihre Familien zu unterstützen. Auch gibt es immer mehr Bettler auf den Straßen." Bisher unterstützte das Team von Handicap International vor allem syrische Geflüchtete im Libanon. Heute kommen zahlreiche Hilfesuchende aus der libanesischen Bevölkerung. HI musste bereits Wartelisten einrichten.

Das Land erlebt eine schlimme Finanzkrise mit verheerenden humanitären Folgen. Das libanesische Pfund hat ein Rekordtief erreicht. Die Arbeitslosenzahl nimmt zu. Die Infektionszahlen durch das Coronavirus steigen. In der Bevölkerung herrschen Wut, Verzweiflung und Angst. Handicap International (HI) betreute bis vor der Explosion primär syrische Geflüchtete im Libanon. Seit dem Unglück am 4. August 2020, bei dem über 200 Menschen umkamen und viele Tausende verletzt wurden, kommen jedoch immer mehr Libanesen und Libanesinnen, die Unterstützung benötigen.

"Das öffentliche Gesundheitssystem funktioniert weiterhin nur eingeschränkt", berichtete Zeina. Noch immer sind die Folgen der Explosion deutlich zu sehen. Viele der Kliniken und Praxen, die beschädigt wurden, sind bis heute nicht einsatzfähig. "Zahlreiche Menschen brauchen Hilfe und suchen diese bei Hilfsorganisationen und nicht bei der staatlichen Gesundheitsversorgung", so Zeina. "Die Anzahl unserer Patienten und Patientinnen ist um 35 Prozent gestiegen. Viele stehen auf Wartelisten. Sie benötigen vor allem unsere Rehabilitations- und psychosozialen Dienste."

Sie fürchtet, dass es angesichts der desolaten Lage zu Auseinandersetzungen zwischen den zahlreichen syrischen Geflüchteten und der libanesischen Bevölkerung kommen wird. "Es kann Spannungen mit syrischen Flüchtlingen auslösen, die zum Beispiel mit Bargeld von humanitären Organisationen unterstützt werden. Einige Einheimische sagen, dass dies ungerecht sei. Sie werfen den syrischen Geflüchteten außerdem vor, ihnen die Jobs wegzunehmen."

Quelle: www.handicap-international.de 


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