venro 200Berlin. - Nachdem sich die Bundesregierung in Afghanistan zu spät auf eine vollständige Machtübernahme der Taliban vorbereitet hat, muss die Luftbrücke möglichst lange bestehen bleiben. Das hat der Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO) gefordert. Es müsse ein humanitäres Kontingent von mindestens 20.000 Menschen für besonders gefährdete Personen zur Ausreise nach Deutschland zugelassen werden. Die humanitäre Hilfe vor Ort gelte es fortzusetzen.

Seit der weitgehenden Machübernahme der Taliban ist die humanitäre Lage in Afghanistan für große Teile der Bevölkerung dramatisch. Insbesondere Personen, die in den letzten 20 Jahren mit staatlichen oder nichtstaatlichen internationalen Organisationen zusammengearbeitet haben, sind gefährdet, so VENRO. Dies sind vor allem Frauenrechtler_innen, Menschenrechtsanwält_innen, unabhängige Journalist_innen und afghanische Mitarbeitende von Nichtregierungsorganisationen. "Für diese Personen muss es sofort eine unbürokratische Möglichkeit zur Ausreise geben", forderte Carsten Montag, Vorstandsmitglied von VENRO. "Im Augenblick geht es darum, Leben zu retten."

Aber auch nach der Machtübernahme der Taliban müsse es für humanitäre Akteure möglich sein, das Leid der betroffenen Bevölkerung zu lindern. VENRO forderte die Bundesregierung auf, alle diplomatischen Kanäle zu nutzen, um eine unabhängige Versorgung weiter zu gewährleisten. "Humanitäre Nichtregierungsorganisationen haben die Aufgabe, gerade in der Situation völliger Unsicherheit vor Ort zu bleiben und Sicherheit und Versorgung auf lokaler Ebene zu schaffen. Auch die großen UN-Organisationen müssen ihre Koordinierungsrolle wahrnehmen können", so Montag.

Die humanitäre Lage der Bevölkerung dürfe in der aktuellen Situation nicht aus dem Blick geraten: Das UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR schätzt die Zahl der Binnenvertriebenen während der letzten Wochen auf mindestens 400.000, darunter 80 Prozent Frauen und Kinder. Zudem hat eine Dürre zu einem Anstieg der Nahrungspreise und einer allgemeinen Ernährungskrise geführt. So haben 18,4 Millionen Afghan_innen keinen ausreichenden Zugang zu Nahrung. Darüber hinaus ist die Dunkelziffer der COVID-19-Pandemie in Afghanistan hoch und droht, durch die Fluchtbewegungen weiter zu steigen.

Quelle: www.venro.org 


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