misereorBerlin. - Während sich der tödliche Dammbruch von Brumadinho in Brasilien zum dritten Mal jährt, drohen aktuell in den Bundesstaaten Minas Gerais und Bahia erneut Dämme zu brechen. Nach wochenlangen Regenfällen mussten hunderte Familien aus ihren Häusern fliehen, berichtete das katholische Hilfswerk MISEREOR. Mindestens 25 Menschen kamen ums Leben.

"Mehrere Hunderttausend Menschen sind zurzeit von den katastrophalen Überschwemmungen betroffen. Die Wasser- und Stromversorgung ist unterbrochen. In entlegene Gebiete können keine Güter transportiert werden, die Bevölkerung ist dringend auf Hilfe angewiesen", erklärte Dom Vicente Ferreira, Bischof in der betroffenen Region von Belo Horizonte. MISEREOR-Partnerorganisationen organisieren für die Menschen Notunterkünfte, Trinkwasser, Hygieneartikel und weitere Güter des täglichen Bedarfs. MISEREOR stellte für die Nothilfe und den Wiederaufbau der Häuser zunächst 10.000 Euro zur Verfügung, weitere Unterstützung ist in Planung.

Durch die Wassermassen drohen nun auch Dämme in Minas Gerais zu brechen, die in unmittelbarer Nähe zu bevölkerungsreichen Städten wie Belo Horizonte mit über 2,5 Millionen Einwohnern liegen. Am 8. Januar lief bereits ein Damm im Bergwerk Pau Branco des französischen Unternehmens Vallourec über und entlud Schwermetalle in die Umwelt. Die brasilianische Bergbaubehörde hat für 47 Dämme die Warnstufe ausgerufen – 42 der 47 Dämme befinden sich in Minas Gerais. Für drei Dämme dort gilt die höchste Warnstufe – alle gehören dem brasilianischen Unternehmen VALE, Eigentümer der Eisenerzmine, dessen Damm im Januar 2019 in Brumadinho gebrochen war.

Bei der damaligen Katastrophe wurden 272 Menschen getötet, 13 Mio. Kubikmeter schwermetallhaltiger Schlamm verseuchten das Tal. Bis heute wurden die Schuldigen nicht zur Verantwortung gezogen. Jetzt sind die Einwohner*innen erneut durch die unmittelbaren Gefahren von Wassermassen und somit der Verbreitung der nach wie vor toxischen Schlämme betroffen, da diese von den verantwortlichen Unternehmen nie beseitigt wurden.

Zugleich sieht MISEREOR auch die Politik in der Pflicht: "Nach mehrmaliger Verschiebung muss die EU-Kommission sehr rasch ihren Vorschlag für ein EU-Lieferkettengesetz präsentieren, das Umweltkatastrophen wie in Brumadinho verhindert und im Schadensfall die Erfolgsaussichten von Zivilklagen der Betroffenen auch vor deutschen Gerichten verbessert", sagte Armin Paasch, Referent für Wirtschaft und Menschenrechte bei MISEREOR.

Mit fünf Hinterbliebenen reichten MISEREOR und das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) bereits 2019 eine Ordnungswidrigkeiten-Anzeige gegen den TÜV Süd und Strafanzeige gegen einen ihrer Mitarbeiter in Deutschland ein. Ein brasilianisches Tochterunternehmen des TÜV Süd habe nur wenige Monate vor dem Bruch die Sicherheit des Dammes zertifiziert, obwohl Sicherheitsrisiken sowohl dem TÜV Süd als auch dem Bergbauunternehmen VALE bekannt waren, so MISEREOR. Das Ermittlungsverfahren der Münchner Staatsanwaltschaft ist noch nicht abgeschlossen.

Quelle: www.misereor.de


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