careBonn. - Elf Jahre Krieg, grassierende Armut, COVID-19, Dürre und Vertreibung: Syrische Familien ergreifen zunehmend verzweifelte Maßnahmen, um zu überleben. Die Hilfsorganisation CARE fordert anlässlich des 11. Jahrestags des Konfliktbeginns (15. März) die internationale Gemeinschaft dazu auf, die humanitäre Hilfe für Syrien umgehend aufzustocken. Nahezu 70 Prozent der Bevölkerung hätten nicht genug zu essen. Fast eine halbe Million Kinder seien mangelernährt. Oft reiche es nur für eine Mahlzeit pro Tag. Mütter und Väter müssten hungern, damit ihre Kinder etwas zu essen haben.

"Elf Jahre Krieg in Syrien haben millionenfach Leid geschaffen. Der Bedarf an humanitärer Hilfe für die Menschen wird immer größer", warnte Franziska Jörns, CARE-Mitarbeiterin in Nordost-Syrien. "14 Millionen Syrerinnen und Syrer stehen unter enormen Druck. Sie müssen folgenreiche Entscheidungen treffen, um zu überleben. Soll die lebenswichtige medizinische Behandlung für ein verletztes Familienmitglied bezahlt oder der Rest der Familie ernährt werden? Soll man Brennholz zum Heizen kaufen oder die Kinder zur Schule schicken? Bildung und Gesundheit werden hier zu 'Luxus', den man sich im reinen Überlebensmodus schlicht nicht mehr leisten kann."

Während die Wirtschaft in Syrien zu kollabieren droht, rückt auch die Bildung immer mehr in den Hintergrund. Jedes zweite Kind in Syrien kann nicht zur Schule gehen. Viele unterstützen ihre Familien, indem sie arbeiten gehen – oft unter Bedingungen, die selbst für Erwachsene unzumutbar sind. Knapp die Hälfte der Mädchen im Land wird verheiratet, bevor sie 18 Jahre alt sind.

"Heute 11-jährige Kinder kennen nur Krieg und haben noch nie einen Fuß in ein Klassenzimmer setzen können", sagte Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland. "Eine ganze Generation verpasst die Chance, Kind zu sein, zu lernen und zu wachsen."

Die CARE-Analyse zeichnet auch ein drastisches Bild der familiären Situation: Häusliche Gewalt gegen Frauen sei ein großes Problem. Auch die Selbstmordrate sei alarmierend: Fast jeder fünfte gemeldete Selbstmordversuch und Todesfall im Nordwesten Syriens betreffe ein Kind unter 20 Jahren.

"Am wichtigsten ist es, Arbeitsplätze und Möglichkeiten für einen Lebensunterhalt zu schaffen, damit die Menschen besser auf eigenen Füßen stehen können. Außerdem müssen wir dringend die Nahrungsmittel- und Landwirtschaftshilfe aufstocken. Eltern sollten keine Angst haben müssen, dass ihre Kinder verhungern. Trotz allem, was derzeit in der Welt passiert, wollen wir daran erinnern, dass das Leid der Syrer:innen nicht verschwunden ist. Die Syrien-Krise bleibt eine große, akute humanitäre Notlage", so Zentel.

Quelle: www.care.de


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