gfbvGöttingen. - In Tansania sind noch immer zwei Dutzend der ab dem 28. Juni 2022 verhafteten Massai im Gefängnis. Die Umstände ihrer Verhaftungen lassen politische Gründe für ihre fortdauernde Haft vermuten, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) berichtet. Hintergrund sind Proteste gegen die geplante Vertreibung von bis zu 150.000 Massai für ein luxuriöses Jagd-Ressort.

"Die Verhaftungen fanden im Zuge der Proteste gegen die laufende Vertreibung zahlreicher Massai statt. Auf ihrem traditionellen Territorium soll ein luxuriöses Jagd-Ressort entstehen, vornehmlich für touristische Gäste aus Dubai", berichtete Nadja Grossenbacher, GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. Während der Proteste sei ein Polizist offenbar durch einen Speer tödlich verletzt worden. Zehn der daraufhin Verhafteten sind Massai-Anführer, darunter Gemeinderäte dreier Dörfer, die 2018 erfolgreich vor dem ostafrikanischen Gerichtshof gegen die geplante Vertreibung geklagt hatten.

Den Verhafteten wird Verschwörung zum Mord vorgeworfen, so die GfbV. Die Gerichtsverhandlung ist für diesen Freitag angesetzt. Die zehn Anführer seien nach einem gemeinsamen Meeting mit dem Bezirkskommissar von Ngorongoro verhaftet worden, zu dem dieser sie vorgeladen hatte. Am selben Tag seien andernorts zehn weitere Personen verhaftet und in das Kisongo-Gefängnis gebracht worden. Eigenen Angaben zufolge wurde ihnen zunächst die unerlaubte Weitergabe von Informationen zu den Protesten vorgeworfen, wofür sie gefoltert worden seien. Später seien auch sie der Mordverschwörung zugerechnet worden. Zwei Tage später seien fünf weitere Personen verhaftet worden, fünf Tage darauf noch einmal zwei. Drei dieser insgesamt 27 Massai sind seit einigen Tagen wieder auf freiem Fuß.

"Die Umstände der Verhaftungen lassen die gesamte Anklage konstruiert erscheinen. Dass sich 24 Menschen zu einem Speerwurf verschworen haben sollen, erscheint schon kaum plausibel. Dass die Gemeinderäte mehrerer klagender Dörfer unter den Verhafteten sind, macht die Festnahmen besonders suspekt", so Grossenbacher. "Wahrscheinlicher ist, dass die Behörden protestierende Massai einschüchtern wollen, damit die profitable Trophäenjagd möglichst bald beginnen kann." Die gewaltsame Vertreibung von bis zu 150.000 Massai sei ein klarer Bruch des Völkerrechts und verletze die 2018 erstrittene Verfügung des ostafrikanischen Gerichtshofes. Die GfbV fordert vor diesem Hintergrund die sofortige Freilassung der 24 verbleibenden Gefangenen.

Quelle: www.gfbv.de


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