Berlin. - Anlässlich der Weltbank-Herbsttagung in Washington D.C. (10.-16. Oktober) hat die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald gemeinsam mit Partnerorganisationen erneut einen kompletten Ausstieg der Weltbank aus der Finanzierung von fossilen Energien gefordert. Im Rahmen eines von urgewald initiierten NGO-Bündnisses sollen insbesondere am kommenden Freitag (14. Oktober) Proteste und Aktionen vor Ort in Washington und auch weltweit erfolgen.
Seit dem Pariser-Abkommen hat die Weltbankgruppe allein 14,8 Milliarden US-Dollar an direkter Finanzierung für fossile Energien-Projekte auf der ganzen Welt zur Verfügung gestellt, so ein neuer Bericht. Dies sei trotz eindeutiger Warnungen der Klimawissenschaften erfolgt - und obwohl sich die Weltbankgruppe selbst verpflichtet hat, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen.
Unter dem Titel "Investing in Climate Disaster: World Bank Group Finance for Fossil Fuels" hebt der Bericht der internationalen NGO-Koalition "Big Shift" die zehn größten Direktkredite und Politikberatungsprojekte hervor, die die Weltbankgruppe seit dem Pariser Klimaabkommen im Bereich der fossilen Energien gemacht hat. Zusätzlich werden fünf weitere Fälle von entsprechender indirekter finanzieller Unterstützung bzw. Politikberatung der Weltbankgruppe vorgestellt, gegen die Big Shift-Mitglieder Kampagnen führen. So wird auch die Rolle der Weltbank bei der Offshore-Ölförderung in Guyana im Bericht erläutert.
"Die Erde steht in Flammen und die Weltbank ist eine der größten, wenn auch oft im Hintergrund agierenden Brandstifter. Bis heute unterstützt diese Bank weltweit auf direktem, aber insbesondere auch indirektem Wege die Erschließung von Kohle-, Öl- und Gasvorkommen - insbesondere in fragilen Regionen. Die ExxonMobils, Shells und TotalEnergies der Welt schätzen sich glücklich, die Weltbank an ihrer Seite zu haben. Das muss aufhören: Auch die Weltbank muss sofort aus der Finanzierung und Unterstützung fossiler Brennstoffe aussteigen und nicht weiter die Erkenntnisse der Klimawissenschaft leugnen", erklärte Ute Koczy, Weltbank-Kampaignerin bei urgewald.
Größtenteils erfolgten die in dem Bericht genannten Projekte unter der Führung des jetzigen Weltbankpräsidenten David Malpass. Die Veröffentlichung des Berichtes und der Start der Herbsttagung kommt inmitten der weltweiten Empörung über Malpass Aussage "Ich bin kein Wissenschaftler" gegenüber Journalisten während der New York Climate Week. Umweltorganisationen, aber auch führende Politiker und Spitzenbeamte aus den USA drängen auf seine Entlassung. urgewald hatte bereits 2021 gemeinsam mit anderen internationalen Organisationen den Rücktritt des Weltbankpräsidenten gefordert.
Die USA haben als größter Anteilseigner der Weltbank erheblichen Einfluss auf das Institut und ernennen in der Regel deren Präsidenten. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump nominierte Malpass im Jahr 2019. Ute Koczy betonte allerdings: "Auch Deutschland als Weltbank-Anteilseigner und konkret das BMZ unter Leitung von Svenja Schulze muss jetzt darauf drängen, dass insgesamt eine neue Führung bei der Weltbank verankert wird."
Koczy erläuterte: "Mit David Malpass ist ein Weltbankpräsident ans Ruder gekommen, der noch mehr als seine Vorgänger die Interessen US-amerikanischer Unternehmen unterstützt - ganz im Sinne von Donald Trump. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Weltbank weiterhin direkte, aber insbesondere auch indirekte Unterstützung für den Ausbau fossiler Brennstoffe leistet. So verrät diese größte, so genannte ,Entwicklungsbank' das 1,5-Gradziel - und damit ihre Aufgabe, Armut zu bekämpfen und den gemeinsamen Wohlstand auf nachhaltige Weise zu fördern."
Quelle: www.urgewald.org