Berlin. - Die deutsche Entwicklungspolitik will die Afrikanische Union (AU) künftig stärker beim Ausbau von Infrastruktur unterstützen. Schwerpunkte sind dabei der innerafrikanische Handel und die Krisenvorsorge. Bei den diesjährigen Regierungsverhandlungen zwischen Deutschland und der AU in Addis Abeba hat das Entwicklungsministerium (BMZ) dafür 60 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
"Die afrikanischen Staaten brauchen mehr Gehör auf internationaler Bühne. Und auch die Weltgemeinschaft braucht die Stimme und Perspektive Afrikas zur Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen", sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). "Die Afrikanische Union ist prädestiniert dafür, diese gemeinsame Stimme zu sein. Denn sie bündelt die afrikanischen Perspektiven und Interessen. Neben unseren vielfältigen bilateralen Beziehungen zu afrikanischen Staaten verfolgt Deutschland daher auch eine eigene entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Union. Dabei setzen wir bei einigen der wichtigsten Herausforderungen an: beim Aufbau einer Infrastruktur, die Jobs schafft, die Wirtschaft stärkt und vor künftigen Krisen schützt und nicht zuletzt bei der Anpassung an den Klimawandel."
Ein vielversprechender Ansatz, die Entwicklung in Afrika grenzüberschreitend voranzubringen, ist für das BMZ die von der AU angestoßene panafrikanische Freihandelszone (AfCFTA). Nach Angaben der Welthandelsorganisation WTO hat die AfCFTA das Potenzial, den innerafrikanischen Handel bis 2025 um bis zu 80 Prozent zu steigern und bis zu 30 Millionen Menschen aus extremer Armut zu befreien. Jedoch sind die Bemühungen, den Handel zwischen den Staaten Afrikas zu fördern, bislang oft am Mangel geeigneter Infrastruktur gescheitert.
Ein zentrales Problem ist z. B. der Zugang von Binnenländern an die Häfen. Ein Lösungsansatz ist der zentral-ostafrikanische Korridor, der Burundi, Ruanda und Uganda mit den Häfen am Indischen Ozean verbinden soll. Mit deutscher Unterstützung beraten Fachleute, Behörden und Planer vor Ort, wie er am besten umgesetzt werden kann – und zwar unter Nutzung klimaverträglicher Infrastrukturkonzepte. Das BMZ unterstützt die Konzeption eines solchen grünen Infrastrukturkorridors in Ostafrika, den Auf- und Ausbau der Afrikanischen Freihandelszone sowie Investitionen in Berufsausbildung und Beschäftigung mit insgesamt 35 Millionen Euro.
Die AU bekennt sich zur Geschlechtergerechtigkeit, etwa im Protokoll zur Afrikanischen Charta zu Menschenrechten und Frauenrechten in Afrika (dem so genannten Maputo Protokoll). Aber die Umsetzung muss verstärkt werden, so das BMZ. Es unterstützt die AU dabei mit drei Millionen Euro. Die Durchführung der Projekte soll in enger Zusammenarbeit mit der panafrikanischen Zivilgesellschaft erfolgen. Ein Beispiel ist ein Frauen-Netzwerk, das derzeit zusammen mit der SheTrades-Initiative aufgebaut wird. Es fördert die Exportpotentiale von Händlerinnen und vereint inzwischen mehr als 55 Frauenverbände aus 42 Mitgliedsstaaten der AU.
Für die weitere Bewältigung der COVID-19-Pandemie sowie zur Vorbeugung möglicher künftiger Pandemien stellt das BMZ vier Millionen Euro zur Verfügung. Im Fokus steht dabei die Zusammenarbeit mit dem Afrikanischen Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (Africa CDC). Das ist die zentrale Einrichtung zur Koordinierung der panafrikanischen Reaktion auf die Pandemie und zum Aufbau einer stabileren Gesundheitsarchitektur. Ebenso bringt das Africa CDC u. a. mit den Fachbehörden den Aufbau einer lokalen pharmazeutischen Industrie voran.
Quelle: www.bmz.de