NordugandaGöttingen (epo). - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der Regierung Ugandas am Dienstag vorgeworfen, die Suche nach einer Friedenslösung in Norduganda zu blockieren und damit den Tod tausender Menschen in Kauf zu nehmen. "Angesichts einer sich ausbreitenden Cholera-Epidemie in den Flüchtlingslagern in Norduganda ist das mangelnde Friedensengagement der ugandischen Regierung unverantwortlich", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen. Die Lage der rund 1,8 Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen werde immer verzweifelter.

Der Cholera, die Mitte Mai in den großen Lagern ausgebrochen sei, seien bereits neun Menschen zum Opfer gefallen, berichtete die GfbV. Mehr als 600 Personen seien schon mit der Bakterien-Erkrankung infiziert.

Die Provinzregierung des Südsudan hatte für diese Woche Friedensgespräche zwischen ugandischen Rebellen der Lord's Resistance Army (LRA) und der ugandischen Regierung vermittelt. Sie seien gescheitert, weil Kampala sich geweigert habe, mit LRA-Rebellen zu verhandeln, die vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag per Haftbefehl gesucht werden. "Dafür hat die ugandische Regierung jedoch selbst gesorgt", sagte Delius. "Gleichzeitig will sie jetzt nur mit LRA-Führern verhandeln, die unmittelbare Entscheidungsgewalt über die gesamte Rebellenbewegung haben, und das sind genau die von Interpol Gesuchten."

Zum wiederholten Male ignoriere Kampala Friedensappelle aus dem Norden des Landes und setze ausschließlich auf eine militärische Lösung des Konflikts, kritisierte Delius. Seit Jahren werde behauptet, die Zerschlagung der LRA stehe unmittelbar bevor. Doch darauf warte Norduganda schon seit 20 Jahren. Erst vergangene Woche hatten der Vereinte Christen-Rat Ugandas und der Neue Sudanesische Kirchenrat in einer gemeinsamen Erklärung an die Regierung appelliert, den südsudanesischen Vermittlungsversuch ernst zu nehmen.

Die Armee hat die Zivilbevölkerung nach Darstellung der GfbV unter dem Vorwand der Rebellenbekämpfung seit 1996 aus ihren Dörfern in weiten Regionen Nordugandas vertrieben. 90 Prozent der dort ansässigen Acholi-Volksgruppe müssten in Flüchtlingscamps leben. 63 Prozent der Bevölkerung lebten unterhalb der Armutsgrenze, 47 Prozent hätten eine Lebenserwartung unter 40 Jahren, 25 Prozent ihrer Kinder seien unterernährt

Angesichts der dramatischen Verelendung der Acholi forderten Sprecher der Vertriebenen eine schnelle Rückkehr in die Dörfer. Doch seit Jahresbeginn wurde nur in den Regionen Teso und Lango 400.000 Binnenflüchtlingen die Rückkehr gestattet. Aufgrund internationalen Druckes will Kampala die in den Distrikten Gulu, Kitgum und Pader in Camps festgehaltenen 1,8 Millionen Vertriebenen allenfalls in kleinere Lager verlegen.

GfbV


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