Kabul/Freiburg. - Das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes warnt vor einer dramatischen Zuspitzung der humanitären Lage in Afghanistan. Die massive Ausweisung von afghanischen Flüchtlingsfamilien aus Pakistan und der nahende Winter überforderten die Hilfsstrukturen im Land. "Unsere afghanischen Partnerorganisationen berichten von deutlich mehr Hilfesuchenden an der pakistanisch-afghanischen Grenze, als im Vorfeld prognostiziert worden war", berichtet Oliver Müller, Leiter von Caritas international.
Es wird davon ausgegangen, dass rund 1,3 Millionen Afghaninnen und Afghanen in den nächsten Monaten gezwungen sein werden, Pakistan zu verlassen. Prognosen hatten mit 5.000 Flüchtlingen täglich gerechnet, aktuellen Zählungen an der Grenze zufolge kommen jedoch bis zu 20.000 Menschen täglich an. Diese stehen vor dem Nichts, kommen meist bar aller Habseligkeiten. Es wird damit gerechnet, dass der Zustrom anhalten wird und sich die Lage an der Grenze in den nächsten Monaten weiter verschärft. "Wir sehen uns mit einer extremen humanitären Notlage konfrontiert", so Oliver Müller. "Es fehlt den Menschen am Lebensnotwendigsten wie Nahrung, Wasser, Heizmaterial und Latrinen. Die Menschen sind traumatisiert und brauchen psychosoziale Unterstützung." Der Winter mit Temperaturen, die schon jetzt auf bis zu minus zehn Grad fallen, könne insbesondere für Kinder tödlich sein.
Die humanitäre und wirtschaftliche Lage sind in Afghanistan seit Langem katastrophal. 28 Millionen Menschen gelten in Afghanistan als hilfsbedürftig. "Wir dürfen die Menschen angesichts dieser dramatischen Not nicht allein lassen", fordert Müller.
Caritas international ist seit den 80er Jahren in Afghanistan aktiv. Das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes unterstützt aktuell u.a. Mutter-Kind-Projekte, eine Prothesenwerkstatt und ein Lepra-Tuberkulose-Zentrum. Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes leistet Caritas international zudem Winterhilfe in Herat und Khost. In Herat werden Betroffene des Erdbebens versorgt.
Quelle: www.caritas.de