bmz 100Berlin. - Zum Welt-Umwelttag ruft Entwicklungsministerin Svenja Schulze zum Schutz knapper Ressourcen und zu mehr Wiederverwendung von bereits produzierten Textilien auf. Die Textilindustrie ist weltweit für rund 20 Prozent der globalen Frischwasserverschmutzung und für rund 10 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich– mehr als internationale Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen. Trotz des enormen Ressourceneinsatzes bei der Produktion wird derzeit weniger als ein Prozent des weltweiten Kleidungsabfalls recycelt. Um das zu ändern, arbeitet das Bundesentwicklungsministerium mit Produktionsländern daran, eine textile Kreislaufwirtschaft aufzubauen und bereits in der Produktion ressourcenschonender zu werden.

 Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Weltweit werden zu viele Textilien produziert, die zu selten getragen und zu schnell weggeworfen werden. Diese Wegwerf-Mentalität überfordert unseren Planeten. Ein wichtiger Teil der Lösung ist, weniger und bewusster Kleidung einzukaufen. Nötig sind aber auch weniger Abfälle und mehr Recycling in der Textilproduktion. Davon haben am Ende alle etwas, zum Beispiel sauberere Flüsse und Meere oder neue Jobs in der Recycling-Industrie.“

Allein in Deutschland kaufen Verbraucherinnen und Verbraucher im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Jedes fünfte davon wird gar nicht oder kaum getragen. Dabei verschlingt die Produktion enorme natürliche Ressourcen. Allein für ein Baumwoll-T-Shirt werden im Schnitt etwa 2.700 Liter Frischwasser verbraucht. Bei der traditionellen Herstellung einer Jeans werden rund 10.000 Liter Wasser verbraucht. Und auch nach ihrer häufig nur sehr kurzen Verwendung belastet Kleidung in Form von exportiertem und häufig verbranntem oder wild entsorgtem Textilmüll die Luft durch giftige bei der Verbrennung freigesetzte Gase oder die Gewässer durch ausgespülte Chemikalien und Mikroplastik. Weniger als ein Prozent der Kleidung weltweit wird recycelt, wertvolle Ressourcen gehen so ungenutzt verloren.

Textile Lieferketten sind global: Mehr als zwei Drittel der in der EU gehandelten Textilien werden in Asien hergestellt, knapp die Hälfte der gebrauchten Textilien aus der EU werden nach Afrika entsorgt. Die deutsche Entwicklungspolitik unterstützt daher nachhaltige unternehmerische Ansätze direkt in den Ländern, in denen ein Großteil unserer Kleidung produziert und entsorgt wird. In Produktionsländern wie Bangladesch oder Kambodscha geht es zum Beispiel darum, gemeinsam mit Zulieferbetrieben Produktionsprozesse einzuführen, die weniger Wasser verbrauchen, den Einsatz von Chemikalien reduzieren und anfallende Produktionsverschnitte wieder zu verwenden. In Importländern von Altkleidung wie Ghana sorgt der Müll, der auch nach weiterer Second-Hand-Nutzung am Ende entsteht, für enorme Umweltbelastungen und es fehlt häufig die Infrastruktur, um Textilmüll weiterzuverarbeiten.

Auf einem der weltgrößten Altkleidermärkte, dem Kantamanto Markt in der ghanaischen Hauptstadt Accra, fallen täglich mehrere Tonnen Textilabfall an, ein Großteil aus europäischer Erstverwertung. Der Kleiderabfall verschmutzt das Trinkwasser und bleibt als Ressource ungenutzt. Zusammen mit Partnern in Ghana wird Deutschland deshalb ein Sortierzentrum aufbauen, in dem noch verwendbare Textilabfälle gesammelt werden. Die dort gewonnen Stoffreste können von lokalen Unternehmerinnen und Unternehmern als Rohstoffe genutzt, zum Beispiel für die Polsterung von Outdoor-Möbeln. Gleichzeitig können damit auch Recyclingansätze getestet werden, die in einer neu entstehenden Recycling-Industrie grüne Arbeitsplätze schaffen.

Quelle: www.bmz.de


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