Bonn. - Die meisten Flüchtlinge leben jahrzehntelang in Langzeitkrisen. Viele von ihnen wurden in Flüchtlingscamps geboren und kennen nur das Leben als Flüchtling. Solche Dauerkrisen drohen in Vergessenheit zu geraten. Die Folgen sind gravierend: Der humanitäre Bedarf ist riesig, aber es herrscht ein großer Mangel an Hilfsgütern und Spenden.
„Viele große langjährige Flüchtlingsoperationen sind völlig unterfinanziert, weil andere Krisen in der weltweiten Aufmerksamkeit stehen. Eine Katastrophe für die Betroffenen, deren Notlage sich weiter verschärft und denen jede Lebensperspektive genommen wird. Wir dürfen diese Menschen nicht vergessen“, appelliert Peter Ruhenstroth-Bauer, Nationaler Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe.
Im Südsudan kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen. 2 Millionen Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben und etwa 2,2 Millionen leben als Flüchtlinge in den Nachbarländern. Die ohnehin prekäre Lage wird aktuell durch den Sudan-Konflikt mit mehr als 2,1 Millionen Flüchtlingen und rund 7,9 Millionen Binnenvertriebenen noch verschlimmert. Der Südsudan hatte in den letzten Jahren bereits 460.000 Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern aufgenommen. Ohne verstärkte internationale Hilfe stünde das Land bei der Versorgung von über 750.000 hinzugekommenen Geflüchteten aus dem Sudan vor dem Kollaps – zumal jetzt in einem Camp für Binnenvertriebene im Sudan eine Hungersnot festgestellt wurde, beklagt die Hilfsorganisation.
Die Flüchtlingskrise in der Demokratischen Republik Kongo hat ein erschreckendes Ausmaß angenommen. Die Zahl der Binnenvertriebenen – mehr als 7 Millionen – gehört zu den höchsten welweit. Die instabile Lage macht Hilfe seit Jahrzehnten schwierig. Um die humanitäre Lage zu verbessern, haben der UNHCR und seine Partner einen Spendenappell und einen Hilfsplan für zwei Millionen Menschen veröffentlicht.
Im Jahr 2017 war die Vertreibung der Rohingya aus Myanmar die am schnellsten wachsende Fluchtkrise: Rund 671.000 Rohingya suchten Schutz in Bangladesch. Mit dem Ende der Massenflucht erlosch auch weitgehend das Medieninteresse und die Spendenbereitschaft. Aktuell leben rund 950.000 Rohingya unter schwierigsten Bedingungen in 33 überfüllten Camps in Cox’s Bazar – einer Region, die massiv von Klimawandel und Umweltkatastrophen betroffen ist: Seit 2017 wurden in Cox’s Bazar mehr als 770 Erdrutschte und Überflutungen gezählt.
Auch zehn Jahre nach Beginn des Konflikts ist die humanitäre Lage im Jemen alarmierend. Fast 22 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, 4,5 Millionen leben als Vertriebene im eigenen Land. Es herrscht eine extreme Lebensmittelknappheit: Die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren leidet unter Wachstumsverzögerungen aufgrund von Mangelernährung. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) ist in vielen der vom Konflikt betroffenen Gouvernements präsent, leistet Nothilfe und verteilt Hilfsgüter.
Eine vergessene Krise - mehr zur humanitären Katastrophe im Jemen: www.uno-fluechtlingshilfe.de/hilfe-weltweit/jemen
Quelle: www.uno-fluechtlingshilfe.de