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Siegburg. – Am 23. November fand zum 12. Mal die deutschlandweit einzige Fach- und Jobmesse zur Arbeit in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) statt: ENGAGEMENT WELTWEIT, die vom AKLHÜ organisiert wird. Am Vorabend kamen die 45 Aussteller, die auf der Messe vertreten waren, zu einem Netzwerktreffen zusammen, begleitet von einem politischen Dialog mit Entwicklungsministerin Svenja Schulze. Im Mittelpunkt stand die Frage nach der Zukunft der Entwicklungszusammenarbeit. Auch epo und epojobs.eu waren in diesem Jahr mit dabei.

Laut dem DEval-Meinungsmonitor 2024 sind 47 % der deutschen Bevölkerung für die Beibehaltung oder Erhöhung der EZ-Ausgaben. Das entspricht einem Rückgang von 21 % im Vergleich zu 2022. Gleichzeitig befürworten 43 % eine Reduzierung der EZ-Mittel – ein Anstieg um 24 % seit 2022. Eine zentrale Frage auf der Messe lautete daher: Wie kann die Finanzierung der EZ langfristig gesichert werden, und wie lässt sich das Vertrauen der kritischen 43 % der Bevölkerung zurückgewinnen?

Ministerin Schulze betonte, dass die EZ unter erheblichem Druck stehe. Rechtsradikale Strömungen würden gezielt gegen die EZ vorgehen, und sogar Menschen, die in Fußgängerzonen Spenden sammeln, seien zunehmend Angriffen ausgesetzt. Sie mahnte, die Erfolge der Entwicklungsprojekte müssten besser kommuniziert werden – ebenso wie der Nutzen, den Deutschland aus diesen Projekten zieht, obwohl es schwerfiele für Solidarität und Nächstenliebe zu werben, mit dem Argument, es nütze uns auch.

Ein Beispiel sei die oft kritisierte Förderung von Radwegen in Peru, die in der Öffentlichkeit polemisiert wurde. Viele Menschen, die mit wirtschaftlichen Sorgen und Inflation zu kämpfen haben, fühlten sich durch solche Berichte verunsichert. Dabei handelt es sich um ein Teilprojekt eines großangelegten Klimaschutz- und Infrastrukturprogramms, das überwiegend durch rückzahlbare Kredite finanziert wird. Deutsche Unternehmen sind zudem am Bau der Metro in Peru beteiligt, einem der größten Infrastrukturprojekte des Landes, von dem auch Deutschland wirtschaftlich profitiert. Doch diese Zusammenhänge gingen in der öffentlichen Debatte oft unter.

Auf dem Podium wurde zudem gefordert, die EZ aus ihrer eigenen "Blase" herauszuholen und den Dialog mit einer breiteren Öffentlichkeit zu suchen. Ali Al Nasani, Geschäftsführer von Eirene, betonte, dass eine ehrliche Debatte notwendig sei, die auch Misserfolge in der EZ thematisiert. Eine echte Zusammenarbeit auf Augenhöhe erfordere die Einbindung der Partnerorganisationen und die Anerkennung der Tatsache, dass nicht alles reibungslos verlaufe.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Notwendigkeit, Migration und EZ stärker nationalpolitisch zu thematisieren. Entscheidungsträger müssten klare Signale setzen und den politischen Willen aufbringen, um Planungssicherheit zu gewährleisten. Junge Menschen sollten zudem die Chance erhalten, andere Länder und Lebenswelten kennenzulernen – Win-Win-Situationen seien dabei entscheidend, um eine gleichberechtigte Partnerschaft zu gewährleisten.

Junge und sehr engagierte sowie gut ausgebildete Menschen waren auf der Messe stark vertreten, und epo führte zahlreiche Gespräche darüber, wie und wo man sich in der EZ bewerben kann. Besonders erfreulich war, dass epojobs.eu als wichtige Plattform für direkte Bewerbungen bei Organisationen genutzt wird. Auch unser Kooperationspartner, das Netzwerk Spinnen-Netz wird in diesem Kontext sehr geschätzt.

In einem interessanten Gespräch mit einer zurückgekehrten Fachkraft aus Kirgistan wurde das neue epojobs.eu-Projekt "Fachkräfte für Europa" positiv hervorgehoben. Dieser Austausch auf Augenhöhe fördere den dekolonialen Ansatz der Internationalen Personellen Zusammenarbeit und sollte weiter ausgebaut werden.

Insgesamt bleiben die Herausforderungen für die Entwicklungszusammenarbeit groß. Auf der einen Seite sind die Sorgen der Menschen in Deutschland angesichts der unsicheren Zeiten absolut berechtigt – viele kämpfen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, und ihre Anliegen müssen verstanden und ernst genommen werden. Es braucht eine Politik, die diesen Menschen gerecht wird. Doch auf der Messe wurde auch deutlich, wie viel Engagement es gibt, insbesondere von zurückgekehrten Fachkräften, die sich oft weiterhin aktiv einbringen. Der persönliche Kontakt ist dabei entscheidend, und wenn diese Geschichten Gehör finden, lässt sich sicherlich noch mehr Unterstützung für die Entwicklungszusammenarbeit gewinnen. Die ENGAGEMENT WELTWEIT leistet dazu einen wichtigen Beitrag.


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