ILOBerlin (epo.de). - Mit einem erstmals auf Deutsch vorliegenden Leitfaden zu HIV/AIDS in der Welt der Arbeit will die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) einen Beitrag zur Bekämpfung der Epidemie und zur besseren Betreuung und Versorgung der Betroffenen leisten. "Der Kampf gegen HIV/AIDS liegt ganz klar im Interesse sowohl der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber", sagte Sabine Beckmann vom ILO-Programm über HIV/AIDS in der Welt der Arbeit bei der Vorstellung des Leitfadens in Berlin.

Ergänzt wird der Leitfaden durch konkrete Richtlinien jeweils für Arbeitgeber und Gewerkschaften sowie Tipps für Betriebsstrategien zu HIV/AIDS. "Zwei von drei Menschen mit HIV/AIDS gehen jeden Tag zur Arbeit. Das macht den Arbeitsplatz zu einem entscheidenden Ansatzpunkt für Maßnahmen gegen HIV/AIDS." Mit dieser Feststellung begründete ILO-Generaldirektor Juan Somavia das besondere Engagement der Organisation in diesem Bereich.

Mehrere Ziele hat sich die ILO mit diesem Programm gesetzt: die Prävention von HIV/AIDS, eine bessere Betreuung und Unterstützung der betroffenen Arbeitnehmer und ihrer Familien, die Steuerung der Auswirkungen der Epidemie auf die Arbeitswelt und die Wirtschaft sowie die Bekämpfung von Diskriminierung und Stigmatisierung.

Der Leitfaden gibt dafür mehrere Grundprinzipien vor. Dazu gehören: keine Diskriminierung und keine Entlassungen auf Grund von HIV/AIDS, keine Zwangstests und absolute Vertraulichkeit, das Recht auf medizinische Versorgung, ein gesundes Arbeitsumfeld und Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Im Aufgabenbereich der Regierungen liegen demnach unter anderem Aufklärungsprogramme, Sozialschutz, Anti-Diskriminierungsgesetze und Forschungsprogramme. Arbeitgeber und Gewerkschaften können beispielsweise durch innerbetriebliche Programme aktiv werden, durch Branchenvereinbarungen, Aufklärung der Beschäftigten sowie durch freiwillige HIV-Tests und Beratungsangebote.

Betriebsstrategien gegen HIV/AIDS sollten stets für das gesamte Unternehmen gelten, also sowohl für das Heimatland wie auch für die ausländischen Niederlassungen, und möglichst auch die Zulieferer umfassen. Darüber waren sich die Teilnehmer eines Runden Tisches einig, an dem Gesundheitsexperten, Vertreter von AIDS-Initiativen, Unternehmen, Entwicklungsorganisationen und internationalen Organisationen in Berlin über die Umsetzung der Richtlinien diskutierten.

Selbst in Deutschland sei es bisher die absolute Ausnahme, dass sich Betroffene am Arbeitsplatz als solche zu erkennen geben, beklagte Michael Krone, der Koordinator der Entwicklungspartnerschaft LINK-UP, die die Teilhabe von Menschen mit HIV/AIDS am Arbeitsleben fördert. Elisabeth Girrbach vom HIV/AIDS-Arbeitsprogramm der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) erzählte, dass AIDS von den deutschen Mitarbeitern oft nur als Problem Afrikas und nicht des gesamten Unternehmens gesehen werde. Die soziale Verantwortung, zu der sich viele Unternehmen in Deutschland bekennen, müsse jedoch immer die Verantwortung für die Mitarbeiter in aller Welt und ihre Familien beinhalten, sagte Susanne Frank vom DaimlerChrysler-Gesundheitsmanagement. Der Leiter des Volkswagen-Gesundheitswesens, Rainer Göldner, beschrieb die HIV/AIDS-Programme des Konzerns als "soziale und humanitäre Verpflichtung und ökonomische Notwendigkeit". 

Der Erfahrungsaustausch zeigte, wie wichtig es ist, bei allen Programmen auf die lokalen Besonderheiten Rücksicht zu nehmen. "Wir müssen dafür sorgen, dass eine Einigung mit Regierungen, Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern auf der globalen Ebene dann auch auf der lokalen Ebene wirksam umgesetzt wird", sagte Sophia Kisting, Leiterin des ILO-Programms über HIV/AIDS in der Welt der Arbeit. In China beispielsweise würden Kondomspender in Toiletten als Affront aufgefasst, hat DaimlerChrysler gelernt. In Russland wiederum sei die Bereitschaft zur Teilnahme an Informationsveranstaltungen so gering, dass man von oben eingreifen müsse.

Der Leitfaden und die begleitenden Publikationen können bei der ILO Berlin bestellt werden, Tel. 030/280 926 68.

ILO


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