D?rre in Kenia. Foto: WFPBerlin/Rom (epo.de). - Die 1996 auf dem Welternährungsgipfel in Rom beschlossenen Maßnahmen gegen den Hunger sind nicht wirksam. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die deutsche Entwicklungsorganisationen anlässlich der Sondersitzung der Welternährungsorganisation FAO in Rom am Montag vorstellten. "Es hat keine Fortschritte gegeben. Anstatt zu sinken, ist die Zahl der Hungernden auf mehr als 850 Millionen gestiegen", erklärte Bernhard Walter, Ernährungsexperte bei "Brot für die Welt".

Die Studie "Magere Bilanz - Deutsche Hungerpolitik zehn Jahre nach dem Welternährungsgipfel" wurde von der evangelischen Hilfsaktion "Brot für die Welt", dem Forum Umwelt und Entwicklung, Germanwatch, Misereor und FIAN Deutschland in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Die FAO-Sondersitzung in Rom soll die Fortschritte im Kampf gegen den Hunger in den vergangenen zehn Jahren bewerten.

Statt Nahrungsmittel gerechter zu verteilen und den Zugang der Hungernden zu Land, Saatgut und Wasser zu verbessern, sei zu stark auf Marktliberalisierung und neue Technologien wie die grüne Gentechnik gesetzt worden, kritisierte Bernhard Walter. Trotz kritischer Stimmen zu den Vorteilen der Gentechnik aus dem Entwicklungsministerium investiere das Forschungsministerium jährlich rund 200 Millionen Euro in die Gentechnikforschung. Das sei mehr als doppelt so viel wie für Landwirtschaft und Ernährungssicherung in den Entwicklungsländern ausgegeben werde, so Walter.

"Paradoxerweise leben die meisten Hungernden in ländlichen Gebieten. Aber sie haben zu wenig Land oder Ressourcen, um ihre Familie zu ernähren und in Würde zu leben", sagte Walter. Die Kleinbauern könnten sich gentechnisch verändertes (GV) Saatgut nicht leisten. Auch drohe weitere Verschuldung, wenn Kredite und die teuren Lizenzgebühren für das GV-Saatgut nicht bezahlt werden können.

Von einer alarmierenden Entwicklung berichtete etwa die indische "Brot für die Welt"-Partnerorganisation Navdanya: Hunderte von Bauern haben sich das Leben genommen, weil sie aufgrund von katastrophalen Ernteausfällen beim Anbau von gentechnisch veränderter Baumwolle immer weiter in die Schuldenfalle geraten sind.

"Die deutsche Regierung muss ihre Entwicklungspolitik ändern", forderte Michael Windfuhr, "Brot für die Welt"-Menschenrechtsexperte. Die Entwicklungszusammenarbeit müsse klar auf ländliche Armutsgruppen und die kleinbäuerliche Landwirtschaft ausgerichtet sein. Dringend notwendig sei auch die Umgestaltung der Agrarsubventionen in Deutschland und ein Ende des Liberalisierungsdrucks auf die Märkte des Südens.

"Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren sehr für das Recht auf Nahrung eingesetzt", betonte Windfuhr. "Jetzt müssen die Leitlinien, die bei der FAO für dieses Recht entwickelt wurden, in Handels- und Entwicklungspolitik umgesetzt werden. Das gilt nicht nur für die Entwicklungsländer, sondern auch für die deutsche Politik."

Auch FAO-Generaldirektor Jacques Diouf räumte bei der Vorstellung des FAO-Berichts "The State of Food Insecurity in the World" am Montag in Rom ein, die Zahl der Hungernden habe zugenommen. Versprechen seien kein Ersatz für Nahrungsmittel, sagte Diouf. Er rief die Regierungen dazu auf, alles Notwendige zu tun, damit die Zahl der Hungernden bis zum Jahr 2015 auf die Hälfte verringert werden könne.

"Es ist beschämend für die gesamte Weltgemeinschaft, dass zehn Jahre nach dem Welternährungsgipfel von 1996 immer noch 852 Millionen Menschen auf unserer Welt an Hunger leiden", sagte die deutsche Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul. "Die Industrie- und die Entwicklungsländer müssen alle ihre Kraft zusammennehmen, damit der Hunger endlich der Vergangenheit angehört. Das Recht auf Nahrung ist ein Menschenrecht und muss eingelöst werden." Insbesondere erinnerte die Ministerin daran, dass jedes Jahr sechs Millionen Kinder (jünger als fünf Jahre) an Mangelernährung oder durch Mangelernährung ausgelöste Krankheiten sterben."

Gleichzeitig wies die Ministerin die NRO-Kritik an der Bundesregierung als unberechtigt zurück. Das BMZ fördere in mehr als 30 Ländern Programme zur ländlichen Entwicklung mit einem Volumen von insgesamt 350 Mio. Euro. Dabei werde ein breiter Ansatz verfolgt, der die Förderung der ländlichen Entwicklung in den Mittelpunkt stelle.

Die NRO-Studie ist erhältlich beim Forum für Umwelt und Entwicklung, am Michaelshof 8-10, 53177 Bonn, Telefon: 0228-359704, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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