WEEDBerlin (epo.de). - Die entwicklungs- und umweltpolitische Praxis der Finanzwirtschaft steht im Widerspruch zu den Sonntagsreden der Unternehmen. Dies geht aus einer Untersuchung mit dem Titel "Nachhaltigkeitsinitiativen in der globalisierten Finanzindustrie" hervor, die Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung (WEED) jetzt veröffentlicht hat. Demnach bringt die internationale Expansion von Banken und Versicherungen Finanzsysteme in ärmeren Ländern hervor, die der Entwicklung kaum förderlich sind.

Die Unternehmen der Finanzbranche hätten zahlreiche Erklärungen unterzeichnet, in denen ein Bekenntnis zu ökologisch und sozial ausgewogener Unternehmensführung abgelegt wird, so WEED. Keine dieser Initiativen berücksichtige jedoch die Folgen, welche die internationale Expansion von Banken und Versicherungen in den ärmeren Ländern nach sich ziehen. "Die Global Player der Finanzbranche zielen auf die rentabelsten Geschäftsfelder ab und drücken die einheimischen Banken an die Wand", erklärte Peter Wahl, Finanzmarktexperte von WEED. "So können kaum Finanzsysteme entstehen, die entwicklungspolitischen Anforderungen genügen."

Die Liberalisierung des Finanzdienstleistungssektors in ihrer bisherigen Form zeichnet sich laut WEED zudem durch einen Verlust an politischen Steuerungskompetenzen in den Entwicklungsländern aus. Bleibe die Gestaltung des Finanzsektors dem Markt überlassen, so drohten die bisherigen Ansätze zur Armutsbekämpfung ins Leere zu laufen. Besonders besorgniserregend sei, dass das Risiko von Finanzkrisen in Folge der Liberalisierung zunehme. "Da die Gestaltung der Finanzsysteme eine der Schlüsselfragen der Entwicklungspolitik ist, müssen Veränderungen unter bewusster Berücksichtigung der Interessen der Armen vollzogen werden", sagte Wahl.

Zu diesem Zweck untersucht die Broschüre von WEED die bestehenden Nachhaltigkeitsinitiativen auf ihre Wirksamkeit und schlägt Maßnahmen vor, die verhindern sollen, dass die internationale Expansion der Finanzdienstleister auf Kosten der Armen geht. "Die Unternehmen der Branche müssen endlich erkennen, dass sie eine Verantwortung gegenüber den Menschen in den Entwicklungsländern haben", so Peter Wahl. "Die Globalisierung erfordert neue Schritte für die Unternehmensverantwortung. Diese müssen durch internationale staatliche Vereinbarungen gestützt werden, um wirksam zu werden."

Broschüre: Nachhaltigkeitsinitiativen in der globalisierten Finanzindustrie, 28 Seiten,  4 EURO zzgl. Versandkosten

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