SomaliaStuttgart (epo.de). - Angesichts der katastrophalen humanitären und politischen Lage in Somalia haben "Brot für die Welt" und die Diakonie Katastrophenhilfe die unverzügliche Aufnahme von Friedensverhandlungen zwischen allen Konfliktparteien gefordert. "Voraussetzung dafür sind die Einstellung der US-amerikanischen Luftangriffe, der Abzug der äthiopischen Truppen und der Dialog mit den muslimischen Kräften im Land", erklärte die Direktorin der evangelischen Hilfsorganisationen, Cornelia Füllkrug-Weitzel. Die Fortführung der gegenwärtigen Politik hingegen würde die gesamte Region destabilisieren.

"Die Hilfe für die vom Krieg und der jüngsten Flut gebeutelten Menschen und die Notwendigkeit einer politischen Lösung für die Region droht derzeit, hinter den globalen Kampf gegen den Terror zurück gestellt zu werden", so Füllkrug-Weitzel. Die "Nachkriegssituation" in Somalia gleiche in vielerlei Hinsicht der Lage in Afghanistan und im Irak. "Die Islamisten werden für ihre neue Strategie nicht nur auf die Unterstützung aus der arabisch-islamischen Welt zählen können, sondern auch auf den somalischen Nationalismus, so lange die verhassten äthiopischen Truppen auf somalischem Boden stehen, die Amerikaner im Land operieren und dazu die Islamischen Gerichte mit dem Al-Kaida-Terrorismus  gleichsetzen."

Lösungen für die humanitäre und politische Krise in Somalia müssten Vorrang haben und dürften nicht dem globalen Anliegen der Terrorbekämpfung geopfert werden, forderte Füllkug-Weitzel. Eine zukunftsfähige Friedenslösung im Interesse umfassender Sicherheit von Millionen Menschen in Somalia vertrage sich nicht mit dem gegenwärtigen Aufbau von Feindbildern im globalen Anti-Terrorkampf. Die Bundesregierung solle ihren Einfluss in der Europäischen Union und bei den G8 geltend machen und sich für eine unverzügliche Beendigung der Angriffe sowie nationale und regionale Bemühungen um eine friedliche Lösung einsetzen.

Notwendig seien zudem Vermittlungs- und Friedensbemühungen der Religionsgemeinschaften und anderer ziviler Kräfte in der Region. Die Stärkung der Zivilgesellschaft sei die Voraussetzung für Versöhnung und den Aufbau neuer politischer Strukturen. Eine Verstärkung der humanitären Hilfe und die Verzahnung mit Entwicklungszusammenarbeit müssten Teil der politischen Lösung für Somalia sein, sagte Füllkrug-Weitzel. Nur wenn sich die soziale und wirtschaftliche Lage der Menschen in Somalia bessere, sei eine stabile Basis für Regierungshandeln, die Anerkennung des staatlichen Gewaltmonopols und eine friedliche Entwicklung gegeben. Hier müsse sich die internationale Gemeinschaft verstärkt engagieren.

Somalia ist eines der ärmsten Länder der Welt. Das jährliche Durchschnittseinkommen liegt bei 80 Euro, 13 Prozent der Kinder sterben, bevor sie das fünfte Lebensjahr erreichen. Es gibt keine öffentliche Wasser - oder Stromversorgung und kein staatliches Schulwesen.

Die Diakonie Katastrophenhilfe leistet als eine der wenigen deutschen Hilfsorganisationen über ihren somalischen Partner Daryeel Bulsho Guud (DBG) Nothilfe für 30.000 Menschen, die durch die jüngsten Kämpfe aus ihren Häusern vertrieben wurden. Zudem unterstützt sie die Opfer der verheerenden Überschwemmungen im Herbst 2006. "Brot für die Welt" fördert die Kirchen in der Region bei ihren Vermittlungsbemühungen gemeinsam mit anderen Religionsführern.

Spenden unter dem Kennwort "Somalia" erbittet die Diakonie Katastrophenhilfe auf ihr Konto 502 707 bei der Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70.

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