EEDNairobi (epo.de). - Beim Weltsozialforum wird unüberhörbar Kritik an der Politik der eigenen Regierungen geübt, aber auch an den unverhohlenen Interessen der Wirtschaftsmächte an einer schnellen Öffnung der Märkte des afrikanischen Kontinents. "Wir Deutsche sollten im Jahr der EU-Ratspräsidentschaft und der deutschen G8-Präsidentschaft noch viel genauer hören, was Afrikaner uns zu sagen haben", forderte Claudia Warning, Vorsitzende des deutschen Dachverbands der entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen (VENRO) und Vorstandsmitglied des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) bei einer Podiumsdiskussion in Nairobi.

Auf Befremden stößt laut EED bei vielen afrikanischen Teilnehmenden des Weltsozialforums, das bis zum 25. Januar in Nairobi stattfindet, dass so gut wie keine Politiker aus Deutschland den Weg nach Nairobi gefunden haben. Immerhin sei es das größte zivilgesellschaftliche Forum weltweit. "Warum sind die Regierungen der Industrieländer nicht hier um uns zuzuhören? Die großen Worte vom Dialog mit der Zivilgesellschaft werden hier zur Makulatur", sagte Candido Grzybowski, einer der Gründerväter des Forums. Auf die Erwartungen an die G8 angesprochen, sagte Bischof Nyanseko-ni-Nku, Präsident des allafrikanischen Kirchenrats: "Wir haben es satt, von den G8 wie Kinder behandelt zu werden. Wir wollen Partner sein."

Die eigenen Regierungen bekommen nicht viel Kredit von prominenten Teilnehmern des Forums. "Wir brauchen endlich eine streitbare Zivilgesellschaft in Afrika," erklärte Bischof Nyanseko-ni-Nku aus Kamerun. Damit schloss er sich den Worten von Erzbischof Desmund Tutu an, der beim Eröffnungsgottesdienst zum WSF am 19. Januar gefordert hatte, die Kirche in Afrika solle politischer werden, um Staatsführungen mit ihrem Versagen zu konfrontieren. Den eigenen Eliten traue man kaum mehr zu, die Probleme des Kontinents zu lösen. "Die einfachen Leute haben das Vertrauen in die Politiker verloren. Das erklärt die rasche Bildung einer Zivilgesellschaft, aber auch den großen Zulauf zu den Kirchen", so Bischof Nyanseko-ni-Nku.

Die deutschen Teilnehmer am Weltsozialforum wurden deshalb aufgefordert, die Impulse nach Deutschland zurückzutragen und auf die Präsidentschaften der deutschen Regierung im Jahr 2007 Einfluss zu nehmen. Warning will sich als Vorstand von VENRO dafür einsetzen, dass Afrika Raum dafür bekommt, bei Entscheidungen, die den Kontinent betreffen, mit zu bestimmen. Die Nagelprobe sei der kommende G8-Gipfel in Heiligendamm. Dieser solle nicht darüber nachdenken, was Afrika tun müsse, sondern welche Verpflichtungen die G8-Staaten für die Welt hätten. In Afrika sollten die G8 über ihre Entwicklungshilfe viel mehr dazu beitragen, dass sich eine sachkundige und gut informierte Zivilgesellschaft aufbauen könne, forderte Warning.

 EED


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