AfghanistanAachen (epo.de). - Das katholische Hilfswerk MISEREOR sieht den vom Bundestag beschlossenen Einsatz von sechs Tornado-Flugzeugen der Bundeswehr in Afghanistan als kontraproduktiv für die Entwicklungsarbeit im Land an. "Für eine Stabilisierung Afghanistans ist vor allem eine Intensivierung des zivilgesellschaftlichen Engagements und der Aufbau funktionierender staatlicher Strukturen unumgänglich", erklärte MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon am Freitag in Aachen.

Der Bundestag hatte am Freitag die Entsendung von sechs Aufklärungsflugzeugen und 500 Soldaten beschlossen. Die Jets  sollen die Internationale Schutztruppe ISAF im Süden Afghanistans unterstützen.Das Mandat für den Tornado-Einsatz sieht die Entsendung von sechs Aufklärungsflugzeugen und bis zu 500 weiteren deutschen Soldaten vor, die ab April in Afghanistan stationiert werden sollen.

Vor dem Hintergrund der Ermordung eines deutschen Mitarbeiters der Welthungerhilfe in Nord-Afghanistan sagte Bröckelmann-Simon, MISEREOR sehe im Einsatz von Bundeswehr-Tornados in Afghanistan keinen zusätzlichen Schutz der Arbeit von humanitären Organisationen, sondern befürchte eher eine weitere Gefährdung von langfristiger Entwicklungsarbeit. "Dass auch im vermeintlich friedlichen Norden des Landes vermehrt Mitarbeiter ziviler Entwicklungsorganisationen Ziel von Anschlägen werden, erfüllt uns mit großer Sorge."

Bereits am 17. Februar war mit Rahman Qul ein afghanischer Mitarbeiter einer langjährigen MISEREOR-Partnerorganisationen vor seinem Haus erschossen worden. Während im Süden mittlerweile bürgerkriegsähnliche Zustände herrschten, sei es im Norden bislang weitgehend friedlich geblieben, so Bröckelmann-Simon. Langfristige Entwicklungsarbeit habe erste sichtbare Früchte getragen. "Mit der Ermordung des Mitarbeiters der Deutschen Welthungerhilfe und von Rahman Qul sehen wir diese positive Entwicklung gefährdet", erklärte Bröckelmann-Simon.

Zudem scheine der Unterschied zwischen militärischem Handeln des Westens und Entwicklungsarbeit in der Wahrnehmung vor Ort immer bedeutungsloser zu werden. Militärs würden überdies zum Teil ganz gezielt die Nähe zu nicht-staatlichen, zivilen Organisationen suchen, um größere Akzeptanz und dadurch Schutz zu erlangen.

MISEREOR ist bereits seit 1970 in Afghanistan tätig und unterstützt vor allem Programme im Gesundheits- und Bildungsbereich in Zentral- und Nordafghanistan sowie in Kabul.

 www.misereor.de


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