Nürnberg (epo). - Aus Anlass der Nürnberger Spielwarenmesse hat die Aktion "fair spielt" es begrüßt, dass deutsche Spielzeugfirmen in den vergangenen Monaten erste konkrete Schritte zur Durchsetzung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen bei ihren fernöstlichen Lieferanten unternommen haben. Alle betroffenen Firmen - Hersteller wie Handel - werden aufgefordert, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen, bis in sämtlichen Betrieben entlang der Lieferkette menschenwürdige Arbeitsbedingungen gewährleistet sind.

"Wir erwarten von den Spielzeugherstellern, den Handelsunternehmen und den Einkaufsverbänden, dass sie sich eindeutig und verbindlich auf einen Termin festlegen, ab dem sie nur noch von Lieferanten Waren beziehen, die ein Zertifikat des Weltverbandes vorlegen können", so Uwe Kleinert von der Werkstatt Ökonomie in Heidelberg. In den USA und Großbritannien hätten bereits rund 100 Unternehmen zugesagt, ab 1. Januar 2006 so zu verfahren. Die vom Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie vorgeschlagene Selbstverpflichtung sei zu unpräzise.

Außerdem sei die Qualitätssicherung des ICTI-Systems, und damit seine Glaubwürdigkeit, noch nicht hinreichend gewährleistet, sagte Jürgen Bergmann vom Nürnberger Bündnis Fair Toys. Die Ergebnisse der Kontrollinspektionen müssten durch Zufallsstichproben abgesichert werden, und das System müsse durch ein unabhängiges und arbeitsfähiges Gremium unter Beteiligung von Menschenrechtsorganisationen überwacht werden.

Notwendig sei auch die Beteiligung der Arbeiterinnen an der Durchsetzung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen. Darauf wies Magdalena Bogner, die Präsidentin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, hin. "Die Arbeiterinnen müssen das Recht und die Möglichkeit bekommen, Missstände und Mängel zu benennen, ohne Benachteiligungen befürchten zu müssen. Voraussetzung ist, dass sie über ihre Rechte aufgeklärt werden."

Klaus Piepel vom Bischöflichen Hilfswerk Misereor mahnte darüber hinaus eine transparente Verbraucherinformation an: "Die Verbraucher sollten am Produkt selbst erkennen können, ob dieses unter akzeptablen Bedingungen - entsprechend den ICTI-Standards - produziert wurde." Zwar gebe es bezüglich einer entsprechenden Produktkennzeichnung noch offene Fragen, die zu klären seien. Klar sei aber, dass Listen im Internet und Faltblätter bei Verbraucherzentralen und im Handel nur bedingt hilfreich sein.

Bisher können nach Angaben der Werkstatt Ökonomie zehn deutsche Unternehmen für einen oder mehrere ihrer Lieferanten Zertifikate des Weltverbandes der Spielzeugindustrie (ICTI) vorlegen. Bei Lieferanten von 16 weiteren deutschen Unternehmen hätten Kontrollinspektionen nach den Standards des Weltverbandes stattgefunden, ohne dass bisher ein Zertifikat ausgestellt wurde.

Die Aktion "fair spielt. Für faire Regeln in der Spielzeugproduktion" wird von folgenden Organisationen getragen: Bischöfliches Hilfswerk Misereor, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung, Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, Nürnberger Bündnis "Fair Toys" und Werkstatt Ökonomie (Koordination). Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholischer Familienbildungsstätten unterstützt die Aktion.

Aktion "fair spielt"
Werkstatt Ökonomie


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