urgewaldBerlin (epo.de). - Ugandische und internationale Nichtregierungs-organisationen (NRO) haben die Europäische Investitionsbank (EIB) am Dienstag aufgefordert, die Entscheidung über die Finanzierung eines Staudammes in Uganda aufzuschieben, bis die sozialen und ökologischen Probleme des Projektes gelöst sind. Der Verwaltungsrat der Investitionsbank soll am Mittwoch über die Finanzierung des Bujagali Staudammes beschließen.

Der Bujagali Staudamm soll nach Angaben der Umweltorganisation urgewald wenige Kilometer stromabwärts von zwei existierenden Dämmen am Nil gebaut werden. Der Damm sei bereits 2002 internationalen Finanzinstitutionen zur Finanzierung vorgeschlagen, wegen Korruptionsproblemen aber auf Eis gelegt worden. Der ursprüngliche Investor, die amerikanische Firma AES, habe sich damals von dem Projekt zurück gezogen. Nun wollten kenianische und anglo-amerikanische Unternehmen den Staudamm bauen.

Das Projekt könnte 250 Megawatt Strom produzieren. "Der Wasserstand des Viktoriasees ist jedoch durch die beiden existierenden Staudämme bereits stark gesunken", erklärte Regine Richter von urgewald. "Zudem wird der Viktoriasee als Folge des Klimawandels weiter schrumpfen, so dass Bujagali in seiner Betriebszeit wesentlich weniger Strom produzieren wird, als geplant."

"Wenn Bujagali gebaut wird, hängt Uganda mit fast seiner gesamten Stromversorgung von dem kurzen Stück Nil ab, das durch das Land fließt. Allerdings wird die Mehrheit der Bevölkerung sowieso nicht von dem Strom profitieren, da sie keinen Zugang zum Stromnetz hat", sagte Klaus Schilder von der Entwicklungsorganisation WEED.

Unabhängige Hydrologen haben nach Angaben der NRO festgestellt, dass der geplante Wasserabfluss Bujagalis den Viktoriasee weiter schrumpfen lassen wird, mit negativen Folgen für das Ökosystem und die lokale Bevölkerung, die für ihr Überleben vom See abhängig ist. "Bereits heute ist der Wasserstand des Viktoriasees auf dem niedrigsten Niveau seit 1951", warnte Frank Maramuzi von der ugandischen National Association of Professional Environmentalists (NAPE).

Die NRO befürchten, dass die EIB dem Beispiel der Weltbank folgen wird, die im vergangenen Monat einen Kredit über 360 Mio. US-Dollar genehmigt habe. Der Hydrologe Daniel Kull kritisierte, dass diese Entscheidung auf der Grundlage von Studien getroffen worden sei, die die Schäden am Viktoriasee durch die bereits existierenden Dämme völlig ignorierten und von überoptimistischen Einschätzungen sowohl des aktuellen Wasserstandes als auch der Folgen des Klimawandels ausgingen. "Es ist erschreckend, wenn die Weltbank eine Entscheidung für ein großes Infrastrukturprojekt auf der Grundlage einseitiger hydrologischer Analysen trifft", sagte Ann Kathrin Schneider vom International Rivers Network.

Magda Stoczkiewicz von CEE Bankwatch kommentierte: "Das Bujagali Projekt ist ein Lackmus Test für das Herangehen der EIB an Kredite in Entwicklungsländern und ihre Ernsthaftigkeit beim Umweltschutz. Wir haben den Verwaltungsrat auf die offenen Probleme hingewiesen. Mit einer Entscheidung gegen den Kredit kann die EIB zeigen, dass sie ökologische und soziale Probleme ernst nimmt. Wenn sie den Kredit jedoch bewilligt, kann das den Tod des Viktoriasees bedeuten, mit ernsten Folgen für die Millionen Menschen, die von ihm abhängen."

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