Frauen leisten weltweit zwei Drittel aller Arbeitsstunden und erzeugen 60 bis 80 Prozent aller Grundnahrungsmittel. Dennoch erzielen sie lediglich ein Zehntel des Welteinkommens und verfügen nur über 1 Prozent des gesamten Besitzes. Ihre Arbeitsbedingungen sind meist wesentlich härter als diejenigen der Männer - vor allem, weil sie fast keinen Zugang zu den Produktionsmitteln haben. Ihre Leistungen tauchen in den Statistiken meist nicht auf, weil sie nicht bezahlt werden.

Im Landwirtschaftssektor Afrikas sieht die Arbeitsteilung oft folgendermaßen aus: Frauen sind zu 80 Prozent für die Vorräte, fast ausschließlich für die Mahlzeiten, zu 60 Prozent für den Handel und zu 50 Prozent für das Vieh zuständig - in der Regel entspricht dies 70 bis 80 Prozent des gesamten Arbeitsumfanges. Zusätzlich arbeiten sie oft noch in der Produktion von Nahrungsmitteln, die für den Verkauf oder Export bestimmter sind - sogenannter Cash-crops. Hier stellen die Afrikanerinnen häufig die Reservearmee für Saison- und Teilzeitarbeiten wie Unkrautkontrolle und Ernten. Aber auch in Gebieten mit reiner Plantagenindustrie leisten sie ihren Beitrag, indem sie kleine, für den Eigenbedarf (Subsistenz) zur Verfügung gestellte Landflächen bebauen. Das erhöht die Überlebenssicherheit der Familie und schont die Geldeinkommen der Männer.

Benin

In Asien sind die Verhältnisse umgekehrt: Dort produzieren Frauen den größten Teil der Cash-crops. In Sri Lanka besteht die Belegschaft der Plantagen zu 50 Prozent aus Frauen, in Malaysia und Indien zu 40 Prozent, in Pakistan und den Philippinen zu 35 Prozent. In nahezu allen Entwicklungsländern der Welt sind vorwiegend Frauen im Agrarsektor tätig: 1980 waren es nach offiziellen Angaben in Afrika über 80 Prozent, in China und anderen asiatischen Ländern über 60, in Indien ungefähr 70 Prozent und nur in Lateinamerika lediglich 14 Prozent.

Angesichts dieser Zahlen verwundert es nicht, dass Frauen nicht bereit sind, zu glauben, dass eine nachhaltige Sicherung der Ernährung durch einen weltweiten Handel mit Nahrungsmitteln erreicht werden kann. Denn sie bekommen die Veränderungen auf den Weltmärkten als erste zu spüren. Deshalb hat sich anlässlich der WTO-Ministerkonferenz in Singapur weltweit eine informelle Arbeitsgruppe gebildet, in der sich Frauen aus Entwicklungsorganisationen zusammen gefunden haben, um das Thema " Frauenfragen (Gender) und Handel" in die Diskussion einzubringen. Sie kämpfen dafür, dass die Handelspolitik umgestaltet wird, damit von ihr Impulse ausgehen, die die bestehenden Ungleichheiten verringern helfen.

Dafür muss zunächst jedoch der Einfluss der Handelspolitik auf die Situation der Frauen genauer untersucht werden. Dann wären Klauseln in die Handelsbestimmungen aufzunehmen, die Diskriminierungen verbieten, verhindern oder beseitigen helfen. Da der EU-Vertrag in den Artikeln 2 und 3 die Gleichstellung der Frau ausdrücklich vorsieht, ist die Europäische Union bei den WTO-Verhandlungen zumindest theoretisch sogar verpflichtet, eine solche Politik zu betreiben.

Uwe Kerkow
Foto:  Ina Zeuch

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