EEDBonn (epo.de). - Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) hat die von den Behörden verhängten Versammlungsverbote während des G8-Gipfels in Heiligendamm kritisiert. "Wir verlieren unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir in anderen Ländern gute Regierungsführung, Demokratie und Menschenrechte einfordern, aber in unserem eigenen Land so verächtlich mit einem der vornehmsten demokratischen Freiheitsrechte, der Versammlungsfreiheit, umgegangen wird, wie es jetzt vor dem G8-Gipfel geschieht", sagte der EED-Vorstandsvorsitzende Konrad von Bonin bei der Vorstellung des Jahresberichts in Bonn.

Von Bonin kritisierte ferner, solche Vorgänge erschwerten die internationale Menschenrechtsarbeit. Wenn vorsorglich Sammelgefängnisse eingerichtet würden und verboten werde, in der Nähe des Tagungsortes zu demonstrieren, dann könne nicht überzeugend von Ländern in Afrika oder Asien verlangt werden, dass dort so etwas nicht geschehe. "Der EED wird auch in Zukunft alle Verletzungen der Freiheitsrechte kritisieren, wo immer in der Welt sie geschehen".

Der G8-Gipfel habe in Deutschland eine gesellschaftliche Debatte angeregt, was der EED ausdrücklich begrüße, so Bonin. Die zentralen Themen des Entwicklungswerks, Überwindung der weltweiten Armut, Friedensförderung und Erhaltung der Natur, beschäftigten viele Menschen, die von den G8-Staaten ein Umdenken forderten und die auch ihren Protest in Rostock und Heiligendamm zeigen würden. "Das Bewusstsein für die Weltprobleme ist im Vorfeld des Gipfels gewachsen", so die Einschätzung von Konrad von Bonin.

Auf dem G8-Gipfel, so die Forderung des EED, müsse die Umsetzung der Millenniums-Entwicklungsziele weiter voran gebracht werden. Es seien keine neuen großen Programme oder ein "big push" notwendig, sondern eine kontinuierliche Förderung und die kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Reformkräften in Afrika. Die Staats- und Regierungschefs der G8 hatten vor zwei Jahren in Gleneagles versprochen, die Entwicklungshilfe für Afrika bis 2010 auf 50 Milliarden Dollar jährlich zu verdoppeln. Das sei bisher nicht geschehen. Wenn diese und weitere Erwartungen, wie zum Beispiel die Anstrengungen zum Klimaschutz zu verstärken, nicht erfüllt würden, dann drohe der Gipfel in Heiligendamm zu scheitern.

JAHRESBERICHT VORGESTELLT

Afrika war auch im vergangen Jahr der Schwerpunkt der internationalen Förderung des EED. Mit 38,7 Millionen Euro unterstützte der EED die Arbeit seiner Partner in Afrika, schwerpunktmäßig in der ländlichen und städtischen Entwicklung (33%) und in Projekten zur Stärkung der Zivilgesellschaft (23%).

Die Gesamteinnahmen des EED beliefen sich dem Jahresbericht zufolge 2006 auf 145,6 Millionen Euro. Dabei machten die staatlichen Mittel rund 66,6% aus, die kirchlichen Mittel 29,5% und die Spendenmittel über "Brot für die Welt" 3,9% aus. Tilman Henke, Vorstand Finanzen im EED, betonte: "In einer längerfristigen Betrachtung seit 2000 zeigt sich eine Steigerung der Gesamteinnahmen um 5,9%. Dies setzt sich zusammen aus einer Steigerung der staatlichen Mittel um 20,2%, einem Absinken der kirchlichen Mittel um 17,1% sowie einer Steigerung der Spendenmittel um 14%."

Henke begrüßte an dieser Stelle den Beschluss der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 9. November 2006: "Die Kirchen, ihre Gemeinden, Werke und Dienste sollen ihre Ressourcen in fairer Weise einsetzen, zum Beispiel durch Konsum fair gehandelter Produkte, ethisch verantwortliche Geldanlage und Bereitstellung von 2% des Kirchensteuer-aufkommens für kirchlichen Entwicklungsdienst." Dies zeige, so Henke, dass sich die EKD-Synode ihrer entwicklungspolitischen Verantwortung bewusst bleibe. "Sie gibt damit einen wichtigen und schwer zu überhörenden Impuls in die Gliedkirchen, in denen dieses Thema trotz knapperer Finanzen weiter mit hohem Gewicht behandelt wird."

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