urgewaldBerlin (epo.de). - Mit einem Hungerstreik , der bereits seit 40 Tagen andauert, machen zwei junge Männer im nordostindischen Bundesstaat Sikkim auf die Zerstörung des Dzongu-Tals durch sechs Großstaudämme aufmerksam. Der erste dieser Dämme, Teesta 5, stehe kurz vor der Fertigstellung, berichtete die deutsche Umweltorganisation urgewald am Montag in Berlin. Damit seien eine unermessliche biologische Vielfalt und das letzte Rückzugsgebiet des Lepcha-Volkes bedroht.

Der Teesta 5 Staudamm sei 2002 durch einen Kredit der Deutschen Bank finanziert worden, erklärte urgewald. Das Dzongu-Tal sei die Stammheimat der Lepcha, einer buddhistischen Minderheit, die zu den Ureinwohnern Sikkims gehört. Vor nunmehr 40 Tagen hätten zwei junge Männer, die die Organisation 'Affected Citizens of Teesta' (ACT) vertreten, einen Hungerstreik begonnen, um auf die drohende Vernichtung der Lepcha-Kultur aufmerksam zu machen. Es handele sich um den 20jährigen Tenzing Gyatso Lepcha und um Dawa Lepcha, einen der bekanntesten Dokumentarfilmer Sikkims. "Dzongu ist das letzte Rückzugsgebiet für mein Volk", sagte Dawa Lepcha. "Schon Teesta 5 hat schlimme Auswirkungen für uns. Wenn noch weitere Dämme hier gebaut werden, bedeutet es das Aus für Dzongu."

Dzongu und das angrenzende Khangchendzonga-Biosphärenreservat beherbergen urgewald zufolge eine unermessliche biologische Vielfalt und gelten als eine der letzten Naturparadiese Indiens. Dzongu sei bereits in den sechziger Jahren, als Sikkim noch ein unabhängiges Königreich war, unter besonderen Schutz gestellt worden. Ein königliches Dekret bestimme, dass dieses Gebiet für alle Zeiten als Refugium den Lepcha vorbehalten sei, und auch die indische Verfassung garantiere den besonderen Schutzstatus Dzongus, seitdem das Königreich 1975 der indischen Union beitrat.

"Indiens mächtige staatliche Staudammgesellschaft, die 'National Hydrelectric Power Corporation' (NHPC), hält jedoch nichts von Gesetzen", so Dawa Lepcha. "Bereits für den Teesta 5 Damm erwirkten sie eine Ausnahmegenehmigung, die es ihnen erlaubte, ohne eine vollständige Umweltprüfung mit dem Bau zu beginnen. Damals hieß es, dass keine weiteren Dämme in Angriff genommen würden, bevor die Gesamtauswirkungen der Dämme für die Region geprüft würden. Nun, wo Teesta 5 fast fertig ist, sind diese Versprechen vergessen und NHPC betreibt mit den neuen Dammprojekten unseren Untergang."

"NHPC ist in der Tat einer der fragwürdigsten Kunden der Deutschen Bank", erklärte Heffa Schücking von der deutschen Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald. "NHPC ist auch in anderen Regionen Indiens dafür bekannt, dass sie hunderttausende von Kleinbauern ohne Entschädigung vertreibt, bewohnte Dörfer ohne Vorwarnung flutet und Menschenrechte mit Füssen tritt. Wir fordern deshalb alle Firmen und Banken auf, jegliche Zusammenarbeit mit NHPC einzustellen", sagte Schücking.

Nach 40 Tagen Hungerstreik seien Dawa Lepcha und Tenzing Lepcha am Ende ihrer Kräfte, berichtete urgewald. Aufgeben wollten sie jedoch nicht, bevor ihre Forderung nach einer grundsätzlichen Überprüfung der Pläne für den Bau der sechs Teesta-Staudämme stattgegeben wird. "Wenn nicht sofort Schritte ergriffen werden, droht der Tod dieser beiden jungen Männer. Als Finanzier der NHPC trifft die Verantwortung am Ende auch die Deutsche Bank. Wir haben sie deshalb schon letzte Woche aufgefordert, sofort Schritte zu ergreifen, um NHPC unter Druck zu setzen", sagte Schücking.

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weepingsikkim.blogspot.com


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