München (epo.de). - Um die zunehmende Nachfrage nach Biosprit zu decken, werden nicht nur Regenwälder in den Ländern des Südens gerodet. Auch Nahrungsmittel werden direkt zu Treibstoff verarbeitet, berichtet die Zeitschrift natur+kosmos in ihrer August-Ausgabe. Die Gier nach Energie aus Biosprit könne Nahrungsmittel für ärmere Menschen in den Ländern des Südens unbezahlbar machen, warnt die Zeitschrift angesichts steigender Getreidepreise.

Die Absicht von Politikern und Autoherstellern, mit Biosprit das Erdöl zu ersetzen und gleichzeitig das Klima zu schützen, habe fatale Folgen, berichtet die Zeitschrift natur+kosmos in ihrer August-Ausgabe (Erscheinungsdatum 21.08.2007). "Ein Beispiel zeigt das besonders drastisch: Füllt man den 100-Liter-Tank eines Autos mit Ethanol, so braucht man dafür eine Getreidemenge, die ausreicht, um einen Menschen ein ganzes Jahr lang zu ernähren. "

Aufgrund der gestiegenen Nachfrage sei der Maispreis an der Chicagoer Warenbörse binnen eines Jahres bereits um 100 Prozent in die Höhe geschnellt, so natur+kosmos. Der für Weizen sei im gleichen Zeitraum um ein Drittel, der für Soja um ein Viertel gestiegen. Die Folge sei, dass Nahrungsmittel für die rund drei Milliarden Menschen, die von weniger als zwei Dollar pro Tag leben müssen, unbezahlbar würden.

Zudem bedeute ein hoher Sojapreis - und vergleichbar teures Palmöl -, dass die Versuchung steige, den verbliebenen Regenwald auch noch zu fällen. Für neue Palmölplantagen seien in den letzten Jahren in Indonesien bereits fünf Millionen Hektar Tropenwald gerodet worden. In Malaysia seien solche Plantagen seit 1985 für 87 Prozent aller Waldverluste verantwortlich.

Doch auch in Mitteleuropa leide die Natur: Der steigende Spritpreis lasse selbst jene Flächen wieder rentabel erscheinen, die bislang brachlagen und Wachtelkönigen und Schmetterlingen vorbehalten waren. Auf bislang brach liegenden  Sandböden werde verstärkt Mais angebaut - eine der umweltschädlichsten Kulturen überhaupt. Sie brauche enorm viel Dünger und Spritzmittel.

Einen Königsweg aus dem Dilemma gibt es laut natur+kosmos nicht. "Aber ein wichtiger Schritt wären schon kleinere und effizientere Autos", heißt es in der Zeitschrift. Zur Zeit sei die Transportbilanz eines PKWs derart katastrophal, dass oft nur 0,2 Prozent der im Treibstoff enthaltenen Energie dem eigentlichen Transportziel dienen: den Fahrer von A nach B zu bringen.

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