Der Einsatz von Tornados weiche das rein defensive Mandat der Bundeswehr zunehmend auf, kritisierte MISEREOR. Eine Fortsetzung der Operation Enduring Freedom führe "zu einer Eskalation der Gewalt, so wie es in den letzten Monaten zu beobachten war", befürchtet die Hilfsorganisation.
MISEREOR fordert eine stärkere Fokussierung der zivilen Aufbauarbeit durch die Hilfs- und Entwicklungsorganisationen in Afghanistan. Vor allem dürften die Regionen nicht weiter vernachlässigt werden, in denen die Situation noch friedlich sei, wie beispielsweise im zentralen Hochland Hazarajat. "Es müssen verstärkt die Menschen unterstützt werden, die nicht mit Terroranschlägen auf sich aufmerksam machen. Sonst verlieren die internationalen Anstrengungen zu Befriedung von Afghanistan den Rückhalt derjenigen, die mit friedlichen Mitteln den Aufbau ihres Landes betreiben wollen", sagte Bröckelmann-Simon.
Eine erfolgsversprechende Entwicklung und der Aufbau könnten in Afghanistan nur unter enger Einbeziehung der lokalen Bevölkerung erfolgen, erklärte MISEREOR. Dies setze somit eine grundsätzlich langfristige Ausrichtung von Projekten wie Bildung, Entwicklung des Staatswesen und der Gesundheitsversorgung voraus. Aktuell leide der Aufbau darunter, dass er zu wenig an den Bedürfnissen der afghanischen Bevölkerung orientiert und sehr häufig nicht nach den landesspezifischen Gegebenheiten ausgerichtet sei.
MISEREOR engagiert sich bereits seit 1970 in Afghanistan und seit 1984 kontinuierlich durch alle Kriegs- und Krisenjahre hindurch. Momentan fördert MISEREOR 26 Projekte mit mehr als 6,2 Mio. Euro. MISEREOR will sich auch weiterhin und langfristig in Afghanistan engagieren und legt dabei einen Schwerpunkt auf besonders benachteiligte Gebiete, die kaum von internationaler Hilfe erreicht werden und in denen es kaum bzw. keine Präsenz von internationalen Militärs gibt.