EEDBerlin (epo.de). - Die großen Supermarktketten expandieren, ihr Einfluss in Entwicklungsländern wächst. Nur wer kontinuierlich große Warenmengen in vorgegebener Qualität und zu niedrigen Preisen liefern kann, ist im Geschäft. Kleinbauern sind dazu meist nicht in der Lage. Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) und Oxfam Deutschland sehen angesichts dieser Entwicklung die Existenz- und Ernährungsgrundlage von Millionen bäuerlicher Betriebe in den armen Ländern bedroht. Dies würde die große Armut der ländlichen Bevölkerung vieler Entwicklungsländer weiter verstärken.

"Die Logik der Supermarktketten im Lebensmittelhandel folgt der Maxime: 'Modernisiere oder weiche!' - 'Get modern or get out'", kritisierte Rudolf Buntzel, Beauftragter für Welternährungsfragen des EED. Kleinbauern müssten entweder die Produktions-, Preis- und Liefervorgaben der Supermärkte akzeptieren oder sie fielen aus dem regulären Markt heraus. "Nur ein Bruchteil der Kleinbauern ist dem gewachsen. Die meisten haben keine Überlebenschance innerhalb des Supermarktsystems", so Buntzel.

Es sei fraglich, ob es der Armutsbekämpfung diene, mit knappen Mitteln und viel Aufwand einige wenige Kleinbauern in Entwicklungsprojekten für die Einhaltung von Supermarktstandards fit zu machen, sagte Buntzel. Die Mehrheit der weltweit 388 Millionen Kleinbauern würde nicht in Supermarktsysteme integriert werden können.

OxfamDer weltweite Einfluss der Supermarktketten wächst seit Mitte der 1990er Jahre rasant. Eine Entwicklung, die in Europa fünf Jahrzehnte brauchte, hat sich nach den Erkenntnissen von EED und Oxfam zum Beispiel in Lateinamerika innerhalb nur eines Jahrzehnts vollzogen. So stieg der Supermarkt-Anteil am Lebensmittelhandel in Brasilien von 30 Prozent im Jahr 1990 auf 75 Prozent Anfang 2000. Vorangetrieben werde dieser Prozess vor allem durch die technische Revolution der Logistik und Bestandsführung sowie die Liberalisierung der Investitionsbestimmungen in den Entwicklungsländern.

"Arme Länder müssen die Möglichkeit haben, den Markteintritt und die Ausbreitung der Supermarktketten im eigenen Land zu regulieren. Sonst werden die kleinen Händler und die Zulieferer ausgebootet", erklärte Marita Wiggerthale, Handelsreferentin bei Oxfam Deutschland. Auch gebe es bisher in vielen Ländern keine Gesetzgebung, die Konsumenten, Arbeiter/-innen und Produzenten vor den negativen Auswirkungen der Verhandlungsmacht von Supermarktketten schütze.

Die neue Studie "Supermärkte auf dem Vormarsch im Süden - Bedrohung für Kleinbauern?" (Hrsg.: EED und Forum Umwelt & Entwicklung) kann heruntergeladen werden unter: www.forum-ue.de

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