BMZBonn (epo.de). - Im Rahmen der deutsch-namibischen Regierungsverhandlungen in Bonn ist am Dienstag der Startschuss für die deutsch-namibische Versöhnungsinitiative gegeben worden. Der Leiter der namibischen Planungskommission, Helmut-K. Angula, und die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Karin Kortmann, unterzeichneten hierzu eine Vereinbarung.

Die Vereinbarung trägt den Titel "Memorandum of Understanding on the Special Namibian-German Initiative for Community-driven Development Projects in Specific Regions". "Die Bundesregierung unterstreicht mit dieser Initiative ihre besondere historische und moralische Verantwortung gegenüber Namibia. Die Initiative dient der Verbesserung der Lebensbedingungen in den Siedlungsgebieten derjenigen Volksgruppen (Herero, Nama, Damara und San), die unter der deutschen Kolonialherrschaft in besonderer Weise gelitten haben", erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin Karin Kortmann.

Die Initiative richtet sich Kortmann zufolge an alle dort lebenden Menschen. "Wir unterstützen damit aktiv die namibische Politik der nationalen Versöhnung", so die Staatssekretärin. Zusätzlich zur bilateralen Entwicklungszusammenarbeit würden für die Versöhnungsinitiative in den nächsten drei bis fünf Jahren insgesamt 20 Millionen Euro bereitgestellt. Die aus diesen Mitteln finanzierten Kleinprojekte verfolgten wirtschaftliche, soziale und kulturelle Ziele.

Die Versöhnungsinitiative geht auf den Vorschlag von Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul zurück. 100 Jahre nach der Niederschlagung des Aufstands von Herero und Nama durch deutsche Kolonialtruppen war Wieczorek-Zeul im August 2004 zu den Gedenkfeiern nach Okakarara/Namibia gereist. Dort hatte sie als erstes deutsches Regierungsmitglied "im Sinne des gemeinsamen 'Vater unser' um Vergebung" gebeten und eine Versöhnungsinitiative angeregt. "Ich freue mich, dass diese Initiative nun auch ganz praktisch arbeiten kann, nachdem es jetzt eine Einigung mit der namibischen Regierung gegeben hat. Die Menschen in Namibia verdienen unsere Unterstützung", sagte Wieczorek-Zeul.

Die außenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Kerstin Müller, erklärte dazu, es habe viel zu lange gedauert, "bis sich die Bundesrepublik zur Verantwortung für den Völkermord deutscher Kolonialtruppen an den Herero, Nama und anderen Völkern Namibias bekannt hat. Erst die rot-grüne Bundesregierung hat 2004, vertreten durch Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, offiziell in Namibia um Vergebung gebeten."

Der Versöhnungsprozess könne jedoch nicht auf die "von der Entwicklungsministerin einseitig vorgeschlagene  Versöhnungsinitiative begrenzt bleiben", sagte Müller. Die namibische Seite weise zu Recht darauf hin, dass mit dieser deutschen Initiative der Versöhnungsprozess nicht abgeschlossen sein könne.

Im Oktober 2006 hatte das namibische Parlament einstimmig Verhandlungen mit Deutschland über Entschädigungszahlungen gefordert. Der Bundestag debattierte darüber am 13. Juni 2007. Für die SPD kündigte der außenpolitische Sprecher Gert Weisskirchen eine Reaktion des Deutschen Bundestags an. Bisher habe die große Koalition dazu jedoch keine Initiative ergriffen, kritisierte Müller. "Zur viel beschworenen Partnerschaft mit Afrika gehört jedoch im Fall Namibia auch der partnerschaftliche Dialog über einen umfassenden Versöhnungsprozess. Wir schlagen deswegen einen offiziellen deutsch-namibischen Parlamentsdialog vor, der Empfehlungen für einen solchen Versöhnungsprozess ausarbeitet."

www.bmz.de
www.gruene-bundestag.de


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.