Köln (epo.de). - Fünf Tage nach dem verheerenden Zyklon "Sidr" stehen Millionen Menschen in Bangladesch vor dem Nichts. Während die Hilfe für die Opfer des Wirbelsturms anlief, riefen Hilfsorganisationen am Mittwoch zu mehr Unterstützung auf. Fast die Hälfte der Betroffenen sind nach Schätzung von UNICEF Kinder und Jugendliche, darunter 400.000 Kleinkinder. Sie sind besonders von Hunger und Krankheiten bedroht.

UNICEF Deutschland hat 200.000 Euro für Soforthilfe bereitgestellt. Bereits vor der Naturkatastrophe waren fast 50 Prozent der Kinder untergewichtig. Viele Kinder stehen auch unter Schock. "Ganze Dörfer sind dem Erdboden gleich gemacht. Die Familien brauchen schnellstens Nahrung, Wasser und Notunterkünfte. Die Gemeinden brauchen aber auch langfristige Hilfe, um die Lebensgrundlagen wieder aufzubauen", sagte der Leiter von UNICEF Bangladesch, Louis-Georges Arsenault, nach der Rückkehr aus den Krisengebieten an der Küste des Golfs von Bengalen.

In den am stärksten betroffenen Gebieten sind UNICEF zufolge bis zu 90 Prozent der Häuser völlig zerstört. Tausende Schulen, Gesundheitsstationen und andere öffentliche Einrichtungen sind nicht mehr funktionsfähig. Weil tagelang der Strom ausgefallen war, sind die Impfstoffe unbrauchbar geworden, da sie nicht mehr gekühlt werden konnten. Unter den offiziell bisher mehr als 3.400 Todesopfern sind viele Kinder. Viele ertranken oder wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen. Bisher wurden über 6.000 Verletzte registriert. Behörden und Hilfsorganisationen rechnen mit weiter steigenden Opferzahlen.

Zwar haben viele Menschen dank der rechtzeitigen Evakuierung überlebt. Doch die Überlebenden wissen nicht, wohin sie zurückkehren sollen. Die meisten Familien zählen zu den ärmsten in Bangladesch, denen nach der Naturkatastrophe nichts geblieben ist. In den Trümmern suchen sie nach brauchbaren Überresten, um Notunterkünfte zu errichten. Zwar erhalten viele mittlerweile etwas Reis, doch reicht dies laut UNICEF nicht aus, um die nächsten Tage und Wochen zu überbrücken. Ein Drittel der betroffenen Ortschaften ist weiter ohne Strom.

UNICEF unterstützt die Versorgung von Obdachlosen und organisiert die Verteilung von 180 Tonnen hochproteinhaltigen Keksen und 10.000 Familienpaketen mit Kleidung, Hygieneartikeln und Kochgeschirr. Darüber hinaus wurden mehr als sieben Millionen Tabletten zur Wasseraufbereitung sowie Kanister und Plastikplanen bereitgestellt. UNICEF hilft auch beim Nachschub mit Medikamenten und beim Wiederaufbau der Kühlkette für Medikamente und Impfstoffe.

Die Verhinderung einer Katastrophe nach der Katastrophe hat beim Einsatz der Caritas in Bangladesch derzeit höchste Priorität. "Das verseuchte Wasser führt vielerorts zu Durchfall. Vor allem bei Kindern und alten geschwächten Menschen hat dieser schon zum Tod geführt", berichtete der Caritas-Nothilfe-Experte Thomas Preindel aus Bangladesch.

Außer Trinkwasser und Wasseraufbereitungstabletten verteilen die 5000 lokalen Caritas-Helfer unter Anleitung von 50 spezialisierten Nothilfe-Experten derzeit vor allem Essenspakete mit Linsen, Reis, Sojaöl und Speisesalz an die Betroffenen. Bislang konnten 120.000 Menschen erreicht werden. In einer zweiten Phase sollen Startpakete mit Decken, Plastikplanen, Matratzen, Moskitonetzen und Küchengerät verteilt werden. Die Hilfe wird von sieben regionalen und 125 lokalen Caritas-Büros aus organisiert.

Die Hilfsorganisationen HELP - Hilfe zur Selbsthilfe und NETZ haben ihre Hilfsprojekte für die Opfer der Sturmkatastrophe erheblich ausgeweitet. Aus Spenden und Mitteln des Auswärtigen Amtes werden nun 10.000 Familien in den besonders schwer betroffenen Distrikten Bagherat, Pirojpur und Patuakhali mit dringend benötigten Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt. Die Überlebenspakete enthalten unter anderem Reis, Kartoffeln, Öl, Salz, Wasserreinigungstabletten und Babynahrung für 2 Wochen.

www.unicef.de
www.help-ev.de
www.caritas-international.de