unescoBonn (epo.de). - Bis zum Jahr 2015 soll weltweit "Bildung für alle" erreicht werden. Die Weltgemeinschaft ist dabei auf dem richtigen Weg, auch wenn noch viele Herausforderungen vor ihr liegen. So lautet das Ergebnis des Weltbildungsberichtes 2008 der UNESCO. Der diesjährige Bericht hat eine besondere Bedeutung, da er als Halbzeit-Evaluation die bisherigen Fortschritte seit dem Weltbildungsforum in Dakar im Jahr 2000 dokumentiert und die Aufgaben bis 2015 benennt.

Der diesjährige "Education for all - Global Monitoring Report" steht unter dem Thema "Bildung für alle bis 2015 - Werden wir es schaffen?". Er gibt einen Zwischenstand sieben Jahre nach dem Weltbildungsforum in Dakar/Senegal. Damals hatten sich 164 Länder verpflichtet, die folgenden sechs Bildungsziele bis zum Jahr 2015 weltweit zu erreichen: Alle Kinder sollen eine Grundschule besuchen und abschließen. Die Analphabetenrate unter Erwachsenen soll halbiert werden. Im gesamten Bildungsbereich soll die Gleichberechtigung der Geschlechter erreicht werden. Die frühkindliche Förderung soll ausgebaut, Lernbedürfnisse von Jugendlichen sollen abgesichert und die Bildungsqualität soll verbessert werden.

Die Weltgemeinschaft, so der Bericht, hat seit Dakar wichtige Fortschritte gemacht: Die Zahl der eingeschulten Kinder ist erheblich gestiegen und mehr Mädchen als je zuvor besuchen eine Schule. Nationale Bildungsausgaben und Entwicklungshilfe sind insgesamt erhöht worden, allerdings noch nicht in ausreichendem Maße. Mangelhafte Bildungsqualität, Kosten für den Schulbesuch und anhaltend hohe Analphabetenraten unter Erwachsenen sind weiterhin Hindernisse auf dem Weg zu "Bildung für alle".

Regierungen und Geber konzentrieren ihre Anstrengungen noch zu sehr auf die formale Grundschulbildung und vernachlässigen dabei sowohl die frühkindliche Förderung als auch die Alphabetisierung von Erwachsenen, so ein Ergebnis des Berichts. Der Report appelliert an die Weltgemeinschaft, alle sechs Ziele von Dakar in den Blick zu nehmen. Er fordert stärkeres Engagement der Regierungen für Bildung und eine Erhöhung der Entwicklungshilfe für Grundbildung.

"Wir haben den richtigen Kurs eingeschlagen. Doch wenn Bildungssysteme expandieren, werden gleichzeitig die Herausforderungen komplexer", so UNESCO-Generaldirektor Ko?chiro Matsuura. "Der diesjährige Weltbildungsbericht stellt diese Herausforderungen klar heraus: Es gilt jetzt, die Schwächsten und die am stärksten Benachteiligten zu erreichen, Lernbedingungen zu verbessern und die Entwicklungshilfe zu erhöhen."

Beim zentralen Ziel der Grundschulbildung für alle Kinder sind dem Bericht zufolge beachtliche Fortschritte sichtbar. 2005 besuchten 87 Prozent der Kinder weltweit im Grundschulalter eine Grundschule, 4 Prozent mehr als 1999. Besonders hohe Zuwachsraten verzeichnete dabei Subsahara-Afrika (23 Prozent). Die Zahl der Kinder, die nicht zur Schule gehen, sank zwischen 1999 und 2005 von 96 Millionen auf 72 Millionen. Der Bericht stellt jedoch fest, dass Kinder aus armen und indigenen Bevölkerungsgruppen stark benachteiligt bleiben.

Auch bei der Gleichberechtigung der Geschlechter im Bildungsbereich werden Erfolge verzeichnet. Weitere 17 Länder konnten bis 2005 Geschlechtdisparitäten in der Grundschule ausgleichen, darunter Ghana, Malawi und Uganda. 19 Länder, unter anderem Bolivien, Peru und Vietnam, erreichten dies in der Sekundarstufe. Damit ist das Geschlechterverhältnis in 63 Prozent der Länder in der Primarstufe und 37 Prozent der Länder in der Sekundarstufe ausgeglichen.

Der Weltbildungsbericht kritisiert, dass Alphabetisierung weltweit vernachlässigt wird. 774 Millionen Erwachsene, das heißt jeder Fünfte weltweit, können nach wie vor nicht lesen und schreiben, davon sind unverändert zwei Drittel Frauen. Nur China konnte in den letzten Jahren die Analphabetenzahl deutlich reduzieren.

Darüber hinaus gibt mangelhafte Bildungsqualität insbesondere in vielen Entwicklungsländern Anlass zur Sorge. Ursachen sind überfüllte Klassenräume in schlechtem Zustand, fehlende Lehrbücher und Lehrermangel. Um bis 2015 Grundschulbildung für alle zu ermöglichen, müssen weltweit 18 Millionen Lehrer zusätzlich eingestellt werden. Die HIV/Aids-Pandemie hat verheerende Auswirkungen auf die Schulsysteme einiger Länder. In Tansania waren 42 Prozent der Todesfälle unter Lehren zwischen 2000 und 2002 auf HIV/Aids zurückzuführen.

Von den Regierungen der Entwicklungsländer fordert der Bericht mehr Investitionen in Bildung, vor allem in mehr und besser ausgebildete Lehrer sowie besser ausgestattete Schulen. Um allen Kindern Zugang zu Bildung zu ermöglichen, müssen Schulgebühren abgeschafft und Maßnahmen gegen Kinderarbeit ergriffen werden.

Auch die Geberländer werden zu mehr Engagement aufgerufen, und zwar für die Grundbildung. Die 11 Milliarden US-Dollar, die Schätzungen zufolge jährlich nötig wären, um "Bildung für alle" zu erreichen, werden deutlich verfehlt. Der Bericht kritisiert, dass viele Geberländer weiterführender Bildung und Hochschulbildung zu hohe Priorität auf Kosten der Grundbildung einräumen.

Der seit 2002 jährlich erscheinende Weltbildungsbericht wird im Auftrag der UNESCO von einem unabhängigen internationalen Expertenteam angefertigt, das unter anderem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt wird. Eine deutschsprachige Kurzfassung des Berichts von der Deutschen UNESCO-Kommission und dem BMZ wird Anfang 2008 erscheinen. Der Bericht ist auf der Website der UNESCO verfügbar: www.efareport.unesco.org

www.unesco.de


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