unicefKöln (epo.de). - Die Zahl der Kinder im Grundschulalter, die nicht oder nur zeitweise zur Schule gehen, ist erstmals  unter 100 Millionen gesunken. Dies ist ein Ergebnis des globalen Berichts "Fortschritt für Kinder", den das UN-Kinderhilfswerk UNICEF anlässlich der UN-Sondersitzung zur Lage der Kinder am 11./12. Dezember in New York vorlegt. Nach neuesten Untersuchungen von UNICEF sind in den Entwicklungsländern rund 93 Millionen Kinder entweder nicht eingeschult oder kommen nicht zum Unterricht, weil dieser entweder zu schlecht ist oder weil die Kinder arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien beizutragen.

Dies entspreche einem Rückgang um fast 20 Prozent seit 2002, so UNICEF. Vor fünf Jahren habe diese Zahl noch bei 115 Millionen gelegen. UNICEF weist auch darauf hin, dass sich auch der Zugang von Mädchen zu Grundbildung leicht verbessert.

UNICEF betonte jedoch, dass die Dokumentation von Einschulungsraten durch Regierungen nicht ausreiche, um die anhaltende Bildungsmisere vor allem in Afrika und Asien zu erfassen und zu verstehen. Denn viele eingeschulte Kinder brechen die Schule wieder ab oder kommen nur unregelmäßig. UNICEF erfasst deshalb den tatsächlichen Schulbesuch mittels repräsentativer Haushaltsbefragungen. Auf dem afrikanischen Kontinent gehen danach weiter 41 Millionen Kinder im Grundschulalter nicht zur Schule; in Asien sind es 31,5 Millionen.

UNICEF hebt in dem Bericht hervor, dass viele Entwicklungsländer die Chance hätten, das so genannte Millenniumsziel "Bildung für Alle" bis 2015 zu erreichen. So hätten zum Beispiel mittlerweile 60 Entwicklungsländer Einschulungsraten von bis zu 90 Prozent. Und auch arme Länder wie Nepal, Ruanda, Tansania und Äthiopien hätten in den vergangenen Jahren deutlich mehr Kinder in die Schule gebracht. Dies zeige, dass der Zugang zu Grundbildung auch eine Frage politischer Prioritäten sei. UNICEF fordert deshalb die Regierungen in den Industrieländern auf, die ärmsten Länder bei der Abschaffung von Schulgebühren zu unterstützen.

Bildung ist für UNICEF ein Schlüssel für jegliche Entwicklung. Ohne eine qualitativ gute Grundbildung können Kinder ihre Fähigkeiten nicht entwickeln und ist auch kein wirtschaftlicher Fortschritt möglich. Auch der Kampf gegen die AIDS-Epidemie ist nur durch Bildung und Aufklärung zu gewinnen. UNICEF ist deshalb besorgt, dass bis heute viele Kinder in den Entwicklungsländern erst sehr spät eingeschult werden. So ist etwa einer von sechs Schülern (17 Prozent) zu alt für die Grundschule.

Fortschritten bei der Grundbildung stehen gleichzeitig große Probleme beim Zugang zu weiterführenden Schulen gegenüber. Weltweit gehen lediglich 60 Prozent der Kinder nach Abschluss der Grundschule weiter zur Schule. Im südlichen Afrika sind es sogar nur 25 Prozent. Dies bedeutet, dass ein großer Teil der Heranwachsenden nur unzureichend auf die steigenden Anforderungen an Wissen und Fertigkeiten vorbereitet wird.

Eines der Haupthindernisse für den Schulbesuch sind Armut und Schulgebühren. Während weltweit - bei großen regionalen Unterschieden - schätzungsweise 86 Prozent der Kinder im Grundschulalter zum Unterricht gehen, liegt der Anteil bei Kindern aus den ärmsten Familien lediglich bei 65 Prozent. Insbesondere in ländlichen Gebieten sind die Bildungschancen für arme Kinder sehr schlecht. Ihre Familien können häufig die Schulgebühren nicht aufbringen. So verlangten nach Recherchen der Vereinten Nationen und der Weltbank im Jahr 2006 von 92 untersuchten Ländern insgesamt 76 zumindest eine Form offizieller Schulgebühren für den Besuch der Grundschulen. Die Familien müssen dafür oft zwischen 15 und 20 Prozent ihres verfügbaren Haushaltseinkommens aufbringen.

www.unicef.de


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