Wien (epo.de). - Seit Jahren messen Wissenschaftler weltweit den Kohlendioxid-Ausstoß in die Atmosphäre, um Prognosen über den Temperaturanstieg zu erstellen. Bis vor kurzem blieb dabei das CO2 von Fließgewässer unberücksichtigt. Ein Team um Tom Battin, Limnologe der Universität Wien, hat nun erstmals die Treibhausgas-Menge von Flüssen geschätzt und nach dem Grund für die Freisetzung geforscht. Die Ergebnisse sind im neuen Fachmagazin "Nature Geoscience" veröffentlicht worden.

Alle Fließgewässer weltweit - Bäche, Flüsse und Ästuare (Flussmündungen) - stoßen jährlich fast eine Gigatonne Kohlenstoff in Form von CO2 aus. Diese Zahl wurde erstmals von einem Team rund um Tom Battin, Limnologe am Department für Limnologie und Hydrobotanik der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien, geschätzt. Diese Menge entspricht dem CO2, das alle Menschen gemeinsam pro Jahr ausatmen; die fossilen CO2-Emissionen, hauptsächlich verursacht durch Industrie und Verkehr, betragen etwa sieben Gigatonnen pro Jahr.

"In diesen globalen Kohlenstoffkreisläufen wurde immer auch von der Veratmung von Kohlenstoff in den Ozeanen gesprochen, nicht jedoch von jenen in den Fließgewässern. Die neue Erkenntnis, dass Fliessgewässer, inklusive Ästuare, so viel CO2 ausstoßen, sorgt für einen markanten Paradigmenwechsel", erklärte Tom Battin vom Department für Limnologie und Hydrobotanik der Universität Wien und der WasserKluster Lunz GmbH.

"In der Studie, die ich mit KollegInnen von renommierten internationalen Instituten durchführte, haben wir nun die Frage gestellt, wie Fliessgewässer derartig viel organischen Kohlenstoff zu CO2 umwandeln können. Bis vor kurzem wurden sie noch ausschließlich als 'Transportwege' von terrestrischem Kohlenstoff zum Meer gesehen", so Battin. Des weiteren herrschte die Ansicht vor, dass terrestrischer Kohlenstoff, der bis zu hundert Jahre in Böden gespeichert war, schlecht für Mikroorganismen in Gewässern verfügbar ist. Doch dass dieser Transportweg auch ein 'bioreaktiver Ort' für diesen Kohlenstoff ist, wurde lange Zeit übersehen und deshalb bisher weder in Klimareports noch in Berechnungen des globalen Kohlenstoffkreislauf berücksichtigt."

Die AutorInnengruppe um Tom Battin geht in ihrem Erklärungsansatz von einem Flussnetzwerk als Metaökosystem aus: "Alle aquatischen Ökosysteme, vom Gebirgsbach bis zum Mündungsgebiet ins Meer, fügen sich zu einem Metaökosystem zusammen, in dem terrestrischer Kohlenstoff vermehrt und wiederholt abgebaut und veratmet werden kann."

Dieses Konzept des Metaökosystems veröffentlichten Battin und sieben Co-AutorInnen aus den Bereichen mikrobielle Ökologie, Geowissenschaft und Biochemie in der Februarausgabe von "Nature Geoscience". "Das wesentliche Novum besteht darin, dass sich durch unsere Arbeit ein neues Forschungsgebiet für integrative, aquatische Wissenschaften insgesamt auftut: CO2-Emissionen aus dem Metaökosystem der Fließgewässer", so Battin abschließend.

www.nature.com
www.univie.ac.at


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