Nachdem Einheiten der kolumbianischen Streitkräfte am Wochenende im Kampf gegen die kolumbianische Guerilla (FARC) in ecuadorianisches Territorium eingedrungen waren, brachen die Nachbarländer Ecuador und Venezuela die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien ab und verlegte erhebliche Teile ihrer Streitkräfte an die Grenze zu Kolumbien.
"Es handelt sich um den Typus von Militärkonflikten, bei dem alle wissen, wie es angefangen hat, aber keiner weiß, wie das enden wird", sagte Irene Knoke, Koordinatorin des Netzwerkes Ecuador und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts SÜDWIND. "Neben dem nun 40 Jahre währenden Militärkonflikt in Kolumbien besteht in der Region ein sozialer und politischer Konflikt, dessen Ursachen in der tiefen Einkommensungleichheit und Armut liegen. Das gleicht einem Pulverfass, das jederzeit explodieren kann".
In Ländern wie Bolivien, Ecuador und Venezuela, die reich an Naturressourcen wie Erdöl und Erdgas sowie weiterer strategischer Rohstoffe sind, leben immer noch große Teile der Bevölkerung in Armut. "Das Misstrauen gegenüber den eigenen korrupten Machteliten, die diese Länder jahrelang ausgeplündert haben und die von den USA politisch und militärisch unterstützt wurden, ist entsprechend groß", so Knoke.
Regionalmächte wie Brasilien und Chile haben unterdessen eine Friedensinitiative gestartet und die Konfliktparteien dazu aufgerufen, eine politische Lösung der bestehenden Konflikte zu finden. Brasilien machte dabei deutlich, dass eine (militärische) Einmischung der USA in den Konflikt nicht erwünscht sei und vielmehr die Gefahr berge, die ganze Region zu destabilisieren.
"Deutschland hat in Lateinamerika einen guten Ruf," erklärte Pedro Moraz?n, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts SÜWDIND. "Den sollte das Land einsetzen, um die Friedensbemühungen der Nachbarländer mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen. Eine Unterstützung der US-Politik wäre in diesem Fall kontraproduktiv."
Bereits im Konflikt in Mittelamerika in den 80er Jahren hatte die Bundesrepublik im sogenannten "San Jos?"-Dialog einen wichtigen Beitrag zur friedlichen Überwindung von Militärkonflikten geleistet. Das sei bis heute in Erinnerung geblieben, so Moraz?n.
Brasilien, Chile, Argentinien, Paraguay, Uruguay und Peru verkündeten, dass der Konflikt nur durch die in der Region bestehenden politischen Instrumente, wie die Organisation Amerikanischer Staaten, zu lösen sei. Sie lehnten jegliche militärische Einmischung von außen ab. Daher fordert Irene Knoke: "Lateinamerika ist ein wichtiger Partner Deutschlands und der Europäischen Union. Eine Unterstützung der Friedensbemühungen dieser Länder muss der zentrale Ansatz der deutschen Außenpolitik sein."