Mainz (epo.de). - Mit dem Arten- und Kulturschutz bei Elfenbein befasst sich die 5. Jahrestagung des Internationalen Zentrums für Elfenbeinforschung (INCENTIVS) am 9. April an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die europaweit einmalige Untersuchungs- und Forschungsstätte in Sachen Elfenbein will unter anderem detailliert über das bestehende Handelsverbot bei dem "weißen Gold" informieren. Den Forschern zufolge nimmt der Handel mit illegalem Elfenbein wieder zu.

"Hier herrscht große Unsicherheit, weil Elfenbein aus bestimmten Ländern importiert werden darf und aus anderen nicht", erklärte INCENTIVS-Gründer Dr. Arun Banerjee. "Im Falle eines Falles kann man sich beim Zoll jedoch nicht auf seine Unwissenheit berufen, daher sollten Touristen gut Bescheid wissen."

Der internationale Handel mit Elfenbein hatte in vielen afrikanischen Ländern in den 1980er-Jahren zu einem dramatischen Rückgang der Bestände geführt. Nach Angaben von Stefan Ziegler vom WWF Deutschland wurden vor allem in Ost- und Zentralafrika durch nicht nachhaltige Jagd sowie Wilderei pro Jahr bis zu 62.000 Tiere getötet. Um die Elefantenpopulationen Afrikas zu schützen, wurde der Afrikanische Elefant 1989 in das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) als vom Aussterben bedrohte Art aufgenommen und damit jeglicher internationale kommerzielle Handel mit Elfenbein und anderen Elefantenprodukten verboten.

Die Elefantenpopulationen der Elfenbeinküste, der Demokratischen Republik Kongo und der Zentralafrikanischen Republik haben jedoch kaum vom Handelsbann profitiert. Dort gingen die Bestände seit 1981 kontinuierlich zurück, so die Forscher von  INCENTIVS. Von einigen Ländern Zentralafrikas werde ein Anstieg des illegalen Handels mit Elfenbein seit 2004 berichtet.

"Auf dem Weltmarkt gibt es viel illegales Elfenbein", sagt Banerjee. "Deutschland ist dabei eine Durchgangsstation für Lieferungen nach Singapur, Japan, Thailand und China." Der Mainzer Elfenbeinexperte weist darauf hin, dass Elfenbein gerade in asiatischen Ländern ein Statussymbol ist und besonders Elfenbein von afrikanischen Waldelefanten wegen seiner Härte sehr geschätzt wird.

Legales Elfenbein kann laut einem Beschluss von CITES in Den Haag 2007 von Südafrika, Simbabwe, Botswana und Namibia verkauft werden: Diese vier Länder dürfen die Elfenbeinvorräte, die sie bis zum 31. Januar 2007 legal gesammelt haben, auf den Markt bringen, weil es dort mittlerweile zu viele Elefanten gibt.

"Grundsätzlich gilt aber immer noch: Hände weg vom Elfenbein", so Banerjee. Oft würden Touristen aus Unwissenheit Ziergegenstände aus Elfenbein mitbringen oder sich damit herausreden, dass der Verkäufer im Ausland gesagt habe, das sei in Ordnung. "Der Handel mit seltenen und vom Aussterben bedrohten Arten hat sich zu einem lukrativen Geschäft entwickelt, und bei oft unbedarften Touristen erfreuen sich exotische Souvenirs großer Beliebtheit", sagte Christine Kolodzeiski, Sprecherin des Zollamts am Frankfurter Flughafen.

INCENTIVS arbeitet eng mit den Zollbehörden des Flughafens und der Zollfahndung zusammen, wenn es darum geht, die Herkunft von konfisziertem Elfenbein zu bestimmen. Dabei fielen den Fahndern auch schon Gegenstände in die Hand, die als Elfenbein gekauft wurden, tatsächlich aber aus Kunststoff bestanden. "Der Laie kann das kaum unterscheiden".

Banerjee arbeitet aber nicht nur für Zoll und Staatsanwaltschaften in Deutschland, sondern wird immer wieder auch von ausländischen Behörden wie dem französischen Umweltministerium konsultiert. Vor allem die zerstörungsfreien Untersuchungsmethoden haben Mainz über die Landesgrenzen hinweg international bekannt gemacht.

Bei der INCENTIVS-Tagung werden aber nicht nur Fragen des Artenschutzes, sondern auch neue Projekte beim Kulturschutz erörtert. Im vergangenen Jahr wurden in Mainz prähistorische Elfenbeinobjekte untersucht, die vor circa 4000 Jahren auf der Iberischen Halbinsel hergestellt worden sind. Darüber hinaus untersucht INCENTIVS-Mitarbeiterin Giovanna Bortolaso im Rahmen eines Forschungsprojekts mit dem Palestine Exploration Fund (PEF) in London archäologische Elfenbeinproben aus Samaria-Sebaste.

Das Internationale Zentrum für Elfenbeinforschung - die Abkürzung INCENTIVS leitet sich von der englischen Bezeichnung International Center of Ivory Studies ab - wurde im Jahr 2003 auf Initiative von Arun Banerjee und mit Unterstützung von Wolfgang Hofmeister am damaligen Fachbereich Geowissenschaften der Johannes Gutenberg- Universität gegründet. Eine enge Zusammenarbeit verbindet INCENTIVS mit den Zollbehörden des Frankfurter Flughafens und den Staatsanwaltschaften, für die es beschlagnahmte Gegenstände untersucht. Seit 2005 ist Banerjee vom Bundesumweltministerium zum Artenschutzbeauftragten ernannt.

» http://www.incentivs.uni-mainz.de/


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