medicoFrankfurt a.M. (epo.de). - Die für Minenräumung zuständige UN-Organisation UNMACA (United Nations Mine Action Center for Afghanistan) hat bis auf weiteres alle Aktivitäten im Norden Afghanistans gestoppt. Damit reagiere UNMACA auf die sich verschlechternde Sicherheitslage in der Region, teilte die Hilfsorganisation medico international am Dienstag in Frankfurt mit. Allein im Monat März seien drei lokale Mitarbeiter der afghanischen medico-Partnerorganisation Mine Detection and Dog Center (MDC) bei Anschlägen in Nordafghanistan getötet worden.

Laut dem Projektkoordinator von medico international in Kabul, Mohammad Hamayun, sind die Täter bislang unbekannt. Ein Taliban-Sprecher habe die Anschläge auf Minenräumer verurteilt.

"Die Sicherheitslage in Nordafghanistan hat sich im März weiter verschlechtert", sagte Mohammad Hamayun. "Mittlerweile sterben mehr Minenräumer durch Anschläge als durch Unfälle beim Entschärfen." Insbesondere der Ausbau der sogenannten "zivil-militärischen Zusammenarbeit" durch die in Nordafghanistan federführende Bundeswehr gefährde die Minenräumung.

"Die Vermischung von ziviler Hilfe und militärischen Einsätzen macht unsere Projektpartner verstärkt zur Zielscheibe", kritisierte medico-Geschäftsführer Thomas Gebauer. "Helfer und ausländische Soldaten verschmelzen in der Wahrnehmung der Bevölkerung. Die Folge sind tödliche Angriffe mit Opfern vor allem unter den lokalen Mitarbeitern der Hilfswerke."

Zuletzt waren am 24. März 2008 zwei Mitarbeiter von MDC in der Provinz Kunduz erschossen worden. Bereits am 5.März war ein MDC-Minenräumer in der Provinz Baghlan durch eine ferngezündete Bombe ums Leben gekommen. Bei einem Angriff auf die afghanische Minenräum-NGO Afghan Technical Consultants (ATC) am 23. März, ebenfalls im Norden Afghanistans, wurden fünf Personen getötet und weitere sieben verletzt.

Das vorläufige Aus für die humanitäre Minenräumung in Nordafghanistan trifft die Bevölkerung hart. Die von UNMACA koordinierten Organisationen entminen vor allem Wohngebiete und Anbauflächen von Kleinbauern. "Minen verhindern Landwirtschaft und schränken die Bewegungsfreiheit extrem ein", sagte Anne Jung von medico international. "Sie schaffen damit Abhängigkeiten, die leicht politisch instrumentalisiert werden können. Minenräumung ist ein aktiver Beitrag zum Frieden."

Afghanistan gehört zu den am meisten verminten Ländern der Welt. Drei Viertel aller Distrikte sind von Verminung betroffen. Der Lebensraum von 4,1 Millionen Afghanen ist direkt davon bedroht. Die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international unterstützt, unter anderem mit Mitteln des Auswärtigen Amtes, die Arbeit des afghanischen Projektpartners MDC seit 2002.

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