cimi logoBrasilia/Göttingen (epo.de). - Die Situation der rund 235 indianischen Völker Brasiliens ist verzweifelt: Landverlust, Gewalt, sklavenähnliche Arbeitsverhältnisse, Drohungen und Mord prägten nach einer Bilanz des Indianer-Missionsrates der Brasilianischen Bischofskonferenz (CIMI) auch 2007 ihren Alltag. "Wer öffentlich seine Stimme zum Beispiel gegen illegalen Holzeinschlag erhebt, riskiert sein Leben", sagte Yvonne Bangert, Referentin der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen. "So erhielt der Sprecher der Surui-Indianer aus dem Bundesstaat Rondônia, Almir Surui, der im Februar bei unserer Menschenrechtsorganisation in Göttingen zu Gast war, nach der Rückkehr aus Deutschland Morddrohungen." 

Als langjährige Partnerorganisation des CIMI veröffentlicht die GfbV jedes Jahr die Bilanz des Missionsrates über die Menschenrechtslage der Indianer.

Nach Angaben des CIMI werden die Ureinwohner überall in Brasilien mit Umweltzerstörung, Selbstmord, hoher Kindersterblichkeit und mangelhafter Gesundheitsversorgung konfrontiert. Den traurigen Rekord behielt der Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Hier stieg die Zahl der Morde zwischen 2006 und 2007 um 99 Prozent von 27 auf 53. Aufgrund des extremen Landmangels leben hier zahlreiche Gemeinschaften der zusammen 40.000 Guarani am Rande der Straßen inmitten von großen Zuckerrohr-, Soja- und Maisplantagen sowie Viehweiden. 95 Prozent des Waldes sind in diesem Bundesstaat bereits verschwunden. Weil der Markt für den Biokraftstoff Ethanol, der aus dem Zuckerrohr gewonnen wird, boomt, breiten sich die Pflanzungen immer weiter aus.

Die meisten Guarani, so die GfbV, haben keine Chance, sich auf dem verbleibenden Land selbst zu ernähren. Frustration und Gewalt auch innerhalb der Gemeinschaften seien groß. Aber auch die Arbeitsplätze in den Zuckerrohrfabriken sind keine Alternative. Sie sind schlecht bezahlt und die Arbeitsbedingungen sind miserabel. Im März und im November 2007 befreiten Kontrolleure des Arbeitsministeriums zusammen mehr als 1.100 Guarani-Kaiowa und Terena aus unwürdigsten Verhältnissen in Zuckerrohrfabriken in Mato Grosso do Sul.

"Insgesamt stehen auch im sechsten Jahr der Regierung Lula da Silva die meisten indigenen Völker Brasiliens mit dem Rücken an der Wand", bilanzierte Bangert. "Bei den Yanomami kehren die Malaria und die Goldsucher zurück. Immer mehr Staudammprojekte verändern ganze Ökosysteme und zerstören die Lebensgrundlagen Tausender Indianer. Dazu gehören die Umleitung des Rio Sao Francisco in Nordostbrasilien, die geplanten Dämme San Antonio und Jirau am Rio Madeira in Rondonia oder auch der 1990 verhinderte und jetzt wieder aus der Schublade gezogene Plan für den Bau des Belo-Monte-Staudamms am Rio Xingu."

Als eine der wichtigsten Menschenrechtsorganisationen für die Unterstützung der indigenen Völker Brasiliens hat CIMI Mitarbeiter direkt in indianischen Gemeinschaften. CIMI legte seinen Bericht "Gewalt gegen die indigenen Völker in Brasilien 2006-2007" am 10. April der 46. Generalversammlung der Brasilianischen Bischofskonferenz vor.

» www.cimi.org.br
» www.gfbv.de

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