care logoRom/Bonn (epo.de). - 60 Experten von 30 führenden internationalen Hilfsorganisationen erörtern seit Mittwoch bei der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) in Rom das Problem der geringer werdenden Nahrungsmittelressourcen. Die dreitägige Konferenz "Rethinking Food Security in Humanitarian Response" wird organisiert von CARE International und Oxfam. CARE sieht die US-Nahrungsmittelhilfe und das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen als Mitverursacher für den Rückgang der Agrarproduktion in Entwicklungsländern.

Zur Bekämpfung des Hungers will CARE  vor allem die Selbsthilfekräfte der Kleinbauern stärken. Der Vorsitzende von CARE Deutschland-Luxemburg, Heribert Scharrenbroich,  beklagte vor allem "das Fehlen einer konsequenten Strategie bei der Hungerbekämpfung und eine verantwortungslose Handelspolitik" als Ursache der nun "plötzlich" von IWF und Weltbank entdeckten Hungerkatastrophe.

"Diese Katastrophe hat viele schon seit langem bekannte Ursachen, von den Handelshemmnissen für die Länder der Dritten Welt über Exportsubventionen für die Agrarprodukte der Industrieländer bis hin zur Vernichtung von Nahrungsmitteln durch Biogasproduktion im großen Stil. Die Verantwortung für die jetzt hoffentlich ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit getretene Hungerkatastrophe liegt also überwiegend bei den Industrieländern und den von ihnen beherrschten Institutionen wie Weltbank, WTO, IWF und sogar dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen. Wenn die Industrieländer jetzt aufgefordert werden, schnell zu helfen, sollte  das weniger als Appell an großzügige Hilfsbereitschaft sondern mehr als eine Aufforderung, den verursachten Schaden abzumildern, verstanden werden."

Scharrenbroich sieht die US-amerikanische Nahrungsmittelhilfe und das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen als Mitverursacher für die Vernichtung heimischer Agrarproduktion, weil - nicht zuletzt in Afrika - viele bäuerliche Existenzen durch Anlieferung von Getreide der amerikanischen Farmer zerstört worden seien.

Scharrenbroich: "Wenn jetzt das WFP viele Menschen vor dem Hungertod retten soll, muss man genau hinsehen, welche Art von Hilfe gerade die USA dem WFP anbieten. Sachhilfe in Form von Getreide darf nur noch dann akzeptiert werden, wenn dieses in den betroffenen Regionen nicht gekauft werden kann. Ansonsten sollten die Amerikaner gehalten werden, die Kaufkraft des Welternährungsprogramms durch Finanzzuweisungen zu stärken, wie das die Europäischen Länder und die EU schon seit langem tun. Das WFP darf nicht mehr länger unter dem Kuratel der amerikanischen Farmer Lobby stehen."

Scharrenbroich verweist darauf, dass CARE, allen voran CARE-USA, sich deswegen inzwischen weigere, US-amerikanisches Getreide in Ländern der Dritten Welt zu verkaufen, um mit dem Erlös Entwicklungsmaßnahmen durchzuführen. Scharrenbroich: "Damit ist nicht nur ein nicht zu rechtfertigender Kostenaufwand verbunden, sondern lokale Märkte wurden durch diese Praxis schwer gestört. Lediglich in akuten Nothilfemaßnahmen ist die Verteilung von importierter Nahrung gerechtfertigt."

Trotz der notwendigen Soforthilfe für die hungernden Menschen müsse jetzt auch endlich eine Strategie zur Vermeidung von Hungerkatastrophen entwickelt werden. Scharrenbroich: "Wenn die Industrienationen nicht endlich die Zollschranken für Agrarprodukte aus der so genannten Dritten Welt abbauen, wenn sie nicht aufhören ihre Agrarexporte dorthin  zu subventionieren und wenn sie nicht die Hilfe zur Selbsthilfe gerade für die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe in viel größerem Umfang wie bisher fördern, werden sie noch lange Hilfsaktionen finanzieren müssen und verantwortlich für großes menschliches Leid bleiben." Hintergrund-Informationen

In einer kürzlich veröffentlichten Studie des WFP, das jährlich 73 Millionen Menschen mit Nahrungsmittelhilfe versorgt, wird beklagt, dass weitere 500 Millionen Dollar notwendig seien, um die steigenden Preise auszugleichen. Der Präsident der Weltbank, Robert B. Zoellick, wies darauf hin, dass die steigenden Nahrungspreise den weltweiten Kampf gegen Hunger und Armut um Jahre zurückwerfe und forderte eine neue Strategie für die weltweite Nahrungsmittelhilfe.

Einer Studie der amerikanische Tufts Universtität zufolge sterben weltweit immer weniger Menschen an großen Naturkatastrophen. Jedoch steigt die Zahl derer, die an Nahrungsmittelknappheit infolge von Dürre und bewaffneten Konflikten leiden oder sterben. "Diese Ereignisse finden meist nur geringen Widerhall in den internationalen Medien. Jedoch haben sie verheerende Auswirkungen auf das Leben der Menschen in Entwicklungsländern", so CARE. Aktuell bahne sich eine erneute Hungerkrise in Zentralsomalia an, von der bereits Hunderttausende betroffen seien.

» www.care.de

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