Zyklon Nargis vor Myanmar. Foto: NASA

Yangon/Berlin (epo.de). - In Myanmar ist das Ausmaß der durch den Zyklon "Nargis" ausgelösten Katastrophe weiterhin unklar. Angaben der Militärregierung zufolge starben mindestens 22.000 Menschen durch den Wirbelsturm, der am Freitag vor allem auf das Delta des Irawadi-Flusses traf und eine Schneise der Verwüstung hinterließ. Während Hilfsorganisationen ihren Einsatz für die Opfer des Zyklons verstärken, versucht die Militärjunta trotz gegenteiliger Behauptungen offenbar, ausländische Hilfeteams zu bremsen. Vier Tage nach dem Zyklon warte ein fünfköpfiges Expertenteam noch immer auf die Einreisegenehmigung, sagte die Sprecherin des UN-Büros für die Koordination humanitärer Einsätze (OCHA), Elisabeth Byrs.

 

Auch das UN-Kinderhilfswerk UNICEF, das Internationale Rote Kreuz und der Rote Halbmond erklärten, sie warteten noch auf Einreisegenehmigungen für Mitarbeiter. Die Militärjunta hatte zuvor erklärt, sie werde internationale Hilfe in den betroffenen Gebieten nur nach Absprachen zulassen.

Medienberichten zufolge hat die Militärregierung in Myanmar (Birma) die Bevölkerung trotz Hinweisen von Wetterexperten in Indien nicht vor dem Wirbelsturm "Nargis" gewarnt. "48 Stunden bevor 'Nargis' zuschlug, gaben wir seinen Landepunkt, seine Stärke und alle damit zusammenhängenden Informationen an die birmanischen Behörden", erklärte ein Sprecher der indischen Wetterbehörde. Das staatliche Fernsehen in Myanmar berichtete am Dienstag, rund 41.000 Menschen würden noch vermisst.

Die Malteser verstärken ihre Hilfe für die Überlebenden des Zyklons unterdessen deutlich. Die Organisation stellt insgesamt 50.000 Euro für Nothilfe Maßnahmen zur Verfügung. Caritas International unterstützt die Nothilfe der Malteser mit weiteren 50.000 Euro. Das Auswärtige Amt hat eine halbe Million Euro finanzielle Unterstützung zugesagt.

"Sauberes Trinkwasser ist eines der Dinge, die hier am dringendsten benötigt werden", erklärte Birke Herzbruch, die Länderkoordinatorin der Malteser in Yangon. Darum haben die Malteser zusätzliche Wasser-Desinfektionstabletten bestellt, um diese im Stadtteil Dawbon und in der ländlichen Armutssiedlung von Tantabin an die Menschen zu verteilen. "Zum Glück wurde der Wassertank, den wir im vergangen Jahr am Gesundheitszentrum im Stadtteil Tantabin gebaut haben, nicht zerstört", so Herzbruch. "Der Tank fasst 22.000 Liter und wir können mit dem Wasser die Menschen in dem gesamten Viertel versorgen."

Ein medizinisches Team der Malteser leistet zudem erste Hilfe für die Überlebenden in der Yangon Division. Außerdem planen die Malteser die Verteilung von Planen zum Bau von Notunterkünften, von Kochgeschirr und Moskitonetzen sowie das Aufstellen weiterer Wassertanks mit 1.000 und 2.000 Liter Fassungsvermögen, die hunderte Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgen können.

Die Malteser sind Mitglied von Aktion Deutschland Hilft (ADH). ADH weitete die Hilfsmaßnahmen in Myanmar am Dienstag massiv aus. So versorge World Vision derzeit rund 10.000 Familien mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und sonstigen Hilfsgütern. Es ist weiterhin geplant, gemeinsam mit anderen Bündnispartnern von Deutschland aus einen Transportflugzeug mit Hilfsgütern auf den Weg zu bringen. Unterdessen hat CARE 500 lokale und internationale Helfer im Einsatz, um gemeinsam mit dem World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen Nahrungsmittelhilfe zu leisten; ein weiteres CARE-Team ist im Mon-State unterwegs.

Mitarbeiter von ADRA sind auf dem Weg ins besonders betroffene Irrawaddy-Delta; die Malteser sind vor allem in der Millionenmetropole Rangun im Einsatz. Von Deutschland aus sollen in dieser Woche weitere Mitarbeiter der Dresdner Hilfsorganisation arche noVa, von HELP und den Johannitern aufbrechen. Dringlich ist im Augenblick die Versorgung mit Trinkwasser, Nahrungsmittel und Medikamenten sowie die medizinische Versorgung mit Ärzten.

Brot für die Welt, Welthungerhilfe, Misereor und terre des hommes als Mitglieder des Bündnisses "Entwicklung hilft" sind in Birma mit langfristigen Entwicklungsprojekten aktiv. "Unzählige Menschen haben ihre Häuser und Ernten verloren, unsere Partner sind schon in den Katastrophenregionen unterwegs, um den Bedarf vor Ort zu ermitteln und konkrete Hilfsmaßnahmen einzuleiten", erklärte terre-des-hommes-Geschäftsführer Peter Mucke für das Bündnis.

Er appellierte an die Regierung in Yangon, die Hilfsbemühungen zu unterstützen. Zunächst würden vor allem Zelte und Decken, Trinkwasser und Nahrungsmittel sowie Arzneimittel benötigt. Da die Militärdiktatur in Birma das Land von der Außenwelt abschotte und der Zyklon die wenigen Kommunikationswege beeinträchtigt habe, sei es für Hilfsorganisationen weiterhin schwer, an Informationen zu kommen. "Unsere Partner sind aber gut auf die Unterstützung der Bevölkerung vorbereitet", sagte Mucke. "Wir warten nur noch auf bessere Informationen über die Schäden, um mit der Nothilfe aktiv zu werden." Mitglieder des Bündnisses haben in einem ersten Schritt 100.000 Euro für Hilfsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. 

Die Hilfsorganisation CARE Deutschland-Luxemburg hat ihre Hilfe für die vom Zyklon betroffenen Regionen in Myanmar auf 100.000 Euro aufgestockt. Dennoch wird dieses Geld nach Einschätzung von CARE-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Jamann bei weitem nicht ausreichen. Er rechnet mit einem "jahrelangen Aufbau nach dem schrecklichen Zyklon in Myanmar". Jamann erklärte dazu in Bonn, selbstverständlich gehe es jetzt darum, "den Wirbelsturmopfern das Überleben zu sichern". Gleichzeitig müsse alles unternommen werde, "damit die Menschen auf eine solche Katastrophe besser vorbereitet sind".

Jamann bestätigte die nach wie vor "extrem schwierige Informationslage". Dennoch gebe es immer wieder "Schleusen der Kommunikation". Danach werde möglicherweise mit "einem weiteren Anstieg der Todeszahlen gerechnet werden müssen", so Jamann.

CARE will sobald wie möglich gemeinsam mit dem Welternährungsprogramm WFP mit der Verteilung von Nahrungsmittel beginnen. Dazu werden nach Einschätzung von CARE auch möglicherweise eine "regelrechte Luftbrücke" erforderlich sein.

Der terre des hommes-Referent für Nothilfe, Hendrik Hempel, rief die burmesische Militärregierung dazu auf, die Arbeit der Hilfsorganisationen nicht zu behindern. "Im Moment ist die Situation noch sehr unübersichtlich. Wir erwarten deshalb von der burmesischen Regierung, dass sie die humanitären Hilfsmaßnahmen für die Opfer aktiv unterstützt."

Foto: Zyklon Nargis © NASA


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