Kein Patent auf LebenKapstadt/München (epo.de). - Die Alice Community am östlichen Kap von Südafrika ficht zwei europäische Patente der deutschen Firma Dr. Willmar Schwabe an. Die Patente basieren auf zwei Pelargonien-Arten, die in Südafrika vorkommen. Die Beschwerdeführer bezeichnen die Patente als illegitime und illegale Monopolisierung einer genetischen Ressource aus dem südlichen Afrika und des traditionellen Wissens der Gemeinschaften in der östlichen Kap-Provinz. In München stellten sie am Mittwoch ihre Beschwerde der Öffentlichkeit vor.  In der Ortschaft Alice stellen die Bewohner seit langer Zeit Tinkturen aus den Wurzeln von Pelargonium sidoides and Pelargonium reniforme her, um Entzündungen der Atemwege und Krankheiten wie Tuberkulose (TB) zu behandeln. Basierend auf ihrem traditionellen Wissen, produziere die Firma Dr. Willmar Schwabe aus der gleichen Wurzel einen Sirup namens Umckaloabo zur Behandlung von Entzündungen der Atemwege wie Bronchitis, Husten und Erkältungen, berichtet der Evangelische Entwicklungsdienst (EED). Als einzigartiges afrikanisches Naturheilmittel vermarktet, belege Umckaloabo in der deutschen Rangliste der beliebtesten Medikamente Rang 20 und bringe für die Firma beträchtliche Gewinne.

Pelargonien (Pelargonium), umgangssprachlich auch als Geranien bezeichnet, gehören zur Familie der Storchschnabelgewächse (Geraniaceae). Zu dieser Gattung zählen etwa 220 bis 280 Arten, von denen die meisten in Südafrika und Namibia wachsen. Einige Arten kommen im tropischen Afrika, in Vorderasien und Australien sowie auf Inseln im Indischen Ozean vor.

Die Anfechtung des Patents in enger Zusammenarbeit mit dem African Center for Biosafety und unterstützt von der Erklärung von Bern (Schweiz), dem EED und "Kein Patent auf Leben" (beide Deutschland) sehe die Alice Community "im Zusammenhang mit Schwabes Diebstahl von traditionellem Wissen, der Ausbeutung der lokalen Arbeitskräfte zur Ernte von Rohstoffen für Schwabes Tinktur und dem Raubbau an den einheimischen Pflanzen", die nun beinahe ausgelöscht seien, so der EED. Die Alice Commmunity verlangt, dass die Patente annulliert werden, dass die Gemeinschaft für den illegalen Gebrauch ihres traditionellen Wissens entschädigt wird und dass die lokalen Pelargoniumbestände zum Nutzen kommender Generationen wiederhergestellt werden.

Gemeinschaftssprecherin Nomthunzi Sizani erklärte: "Die Community will Firmen daran hindern, zu behaupten, sie hätten als erste die medizinische Bedeutung dieser Pflanze entdeckt, denn wir wussten das schon immer (… ) Sie verhalten sich wie Diebe und stehlen unser traditionelles Wissen."

Schwabe hält zwei Patente, die nun angefochten werden – ein Patent für die Extraktionsmethode, die das Unternehmen zur Herstellung der Tinktur nutzt, und ein zweites für den exklusiven Gebrauch der zwei Pelargonium-Arten zur Behandlung von AIDS und AIDS-Folgekrankheiten.

Mariam Mayet, Sprecherin des African Center for Biosafety, sagte, die Patente seien illegal und müssten zurückgezogen werden. Die Aktivitäten der Firma Schwabe stellten eine Missachtung der UNO-Konvention zur biologischen Vielfalt (CBD) dar, die durch Südafrika am 2. November 1995 ratifiziert wurde. "Schwabe schuldet den Gemeinschaften den Profit aus all diesen Jahren, sie müssen die stark dezimierten Pelargoniumsbestände wiederherstellen", betonte Mayet.

www.biosafetyafrica.net
www.eed.de
www.schwabe.de

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