planet diversity

Bonn (epo.de). - Ein weltweites Moratorium für die Produktion von Agrar-Sprit und Gentechnik-Anbau haben 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus mehr als 100 Ländern zum Abschluß des Kongresses "Planet Diversity" in Bonn gefordert. Sie setzen sich für eine Revolution der Landwirtschaft ein, "die sich am Überleben und dem Respekt vor allen Menschen, Tieren und Pflanzen des Planeten orientiert". Angesichts der Klima- und Biodiversitäts-Katastrophe bedürfe es eines gemeinsamen, radikalen Paradigmenwechsels bei Bauern, Verbrauchern, Wissenschaftlern und Regierungen, heißt es in einer Erklärung. Die aktuelle Nahrungsmittelkrise trotz landwirtschaftlichen Überflusses sei eine "politische Schande".

Ziel des bei "Planet Diversity" entstandenen weltweiten Netzwerks ist die Besinnung auf gemeinsame Werte und eine ganzheitliche Revolution in der Landwirtschaft und beim Lebensmittelverbrauch. Die "mittelalterliche Technologiegläubigkeit" vieler Politiker und Unternehmen soll durch "kritischen und vorsorgenden, praktischen Fortschritt" überwunden werden.

"Die Monokulturen der vergangenen Jahrzehnte dienen nicht mehr der Produktion von mehr und besserer Nahrung. Sie ernähren nicht die Armen dieser Welt, sondern füttern die Fleischfabriken und Autos der Reichen. Sie schaden dem Klima, laugen die Böden aus, brennen die Wälder nieder, verschwenden und vergiften unser knappes Wasser und vertreiben Kleinbauern und Indigene von ihrem Land", fasste einer der Organisatoren, Benedikt Haerlin, das Ergebnis der Konferenz zusammen. "Industrielle Landwirtschaft ist ein Fossil der Vergangenheit, das unsere natürliche und kulturelle Vielfalt und damit unsere Überlebensfähigkeit zu vernichten droht."

In dieser Auffassung sehen sich die Bauern- und Basisorganisationen von "Planet Diversity" bestätigt durch den jüngsten Bericht von 400 Wissenschaftlern des Weltagrarrates (IAASTD). Dessen Ko-Präsident, Hans Herren, sagte bei der Konferenz, "business as usual ist schlicht keine Option mehr" und betonte: "Die Mittel und Technologien zur Überwindung des Hungers stehen zur Verfügung. Was fehlt ist einzig der politische Wille, sie klug und systematisch einzusetzen." Dieser Alarmruf des Weltagrarrates, dürfe nicht wie der erste Bericht des Welt-Klimarates (IPCC) jahrelang ignoriert werden, forderte die indische Saatgut-Aktivistin Vandana Shiva.

Welthandel und Spekulation mit Agar-Rohstoffen haben dazu geführt, dass trotz steigender Produktion die Zahl der Hungernden in diesem Jahr wieder auf eine Milliarde Menschen anschwillt. "Wir Bauern können genügend Lebensmittel für die Bevölkerung von heute und von morgen produzieren, wenn wir nicht in die Abhängigkeit von multinationalen Handels-, Chemie- und Gentechnikkonzernen getrieben und unserer natürlichen Produktionsmittel beraubt werden," sagte der Bauernführer Mamadou Goita aus Mali.

Saatgut, die Grundlage aller Landwirtschaft, sei kein Privatbesitz von Monsanto, Syngenta und Bayer, sondern das gemeinsame Erbe der Menschheit. "Das Recht auf Austausch, Nachbau, gemeinsame Fortentwicklung und Verkauf von Saatgut steht am Anfang einer Landwirtschaft im Dienste der Menschen statt des Profits", betonte Guy Kastler vom französischen Netzwerk für bäuerliches Saatgut. Hunger und Klimawandel könnten nur überwunden werden, wenn die Vielfalt auf den Äckern genutzt werde, statt sie in Gen-Banken einzusperren.

Die enttäuschenden Ergebnisse bei den parallel in Bonn laufenden Verhandlungen über ein internationales Haftungsrecht für Gentechnikschäden im Rahmen des Biosicherheits-Abkommens zeige, wie wenig die Gentechnik-Unternehmen selbst deren Sicherheit trauen, so die Kongressteilnehmer. Angela von Beesten vom ökologischen Ärztebund, die einen workshop zu Gesundheitsrisiken der Gentechnik leitete, wies darauf hin, dass unabhängige Forschung und Gesundheitsbewertung durch Geheimhaltung praktisch unmöglich sei.

"Vielfalt statt Monokulturen" steht für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von "Planet Diversity" auch für eine ethische Neubesinnung: "Wir sind ein Teil und nicht die Herren der Natur," heißt es in ihrem Bonner Manifest.

www.planet-diversity.org

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