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Rom (epo.de). - Die deutsche Bundesregierung will bei der Bekämpfung des Hungers in der Welt eine Führungsrolle einnehmen. "Es ist ein Skandal der Menschheitsgeschichte, dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts immer noch 850 Millionen Menschen unter Hunger und Unterernährung leiden", erklärte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul anlässlich der Konferenz zur Welternährungssicherung in Rom. "Die Erde kann die wachsende Weltbevölkerung ernähren. Aber dafür muss die Weltgemeinschaft die notwendigen Voraussetzungen schaffen."

Wieczorek-Zeul, die die Bundesregierung bei der Konferenz in Rom vertritt, betonte, die Weltgemeinschaft müsse ihre volle Aufmerksamkeit der aktuellen Nahrungsmittelkrise widmen. "Deshalb ist diese Konferenz so wichtig. Ich bin mir sicher, dass sie einen wichtigen Beitrag zur globalen Ernährungssicherung leisten kann. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Anstieg der Nahrungsmittelpreise die Entwicklungsfortschritte der letzten Jahre gefährdet."

Der Welternährungsgipfel am Sitz der Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Vereinten Nationen (FAO) in Rom, an dem rund 40 Staats- und Regierungschefs sowie andere Fachleute aus 180 Mitgliedstaaten der FAO teilnehmen, soll am Donnerstag zu Ende gehen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) bei der Abwendung von Hungerkrisen mit einem jährlichen Grundbeitrag von 23 Mio. Euro.

Aufgrund der akuten Nahrungsmittelkrise und der gestiegenen Nahrungsmittelpreise hat das BMZ im Rahmen der Not- und Nahrungsmittelhilfe zusätzlich 23 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Der größte Teil der zusätzlichen Mittel kommt dem WFP zu Gute. Darüber hinaus fördert das Entwicklungsministerium im Rahmen der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit konkrete Programme zur ländlichen Entwicklung in den Entwicklungsländern. Weitere Programme finanziert die Bundesregierung auf multilateralem Weg über die Weltbank und die EU.
 
Im Mittelpunkt der Konferenz steht noch bis zum 5. Juni die Suche nach Wegen aus der gegenwärtigen Welternährungskrise. Es wird aber auch über die Folgen des Klimawandels und des steigenden Energiehungers für die Welternährung diskutiert. Ziel des dreitägigen Gipfels ist ein gemeinsamer Aktionsplan. FAO-Generalsekretär Jaques Diouf hatte zu Beginn der Konferenz erklärt, es seien nur 30 Milliarden US-Dollar notwendig, um die Geißel des Hungers zu beseitigen.

Vor Beginn des Gipfels hatte Wieczorek-Zeul weitere Initiativen Deutschlands im Kampf gegen Armut und Hunger angekündigt. Die Entwicklungszusammenarbeit der Bundesregierung will sie künftig stärker darauf ausrichten, die landwirtschaftliche Entwicklung der Partnerländer zu fördern.
 
VEREINTE NATIONEN DRÄNGEN ZUR EILE

Besorgnis über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ernährungssicherheit hatten jüngst alle drei in Rom ansässigen UN-Organisationen geäußert: die Welternährungsorganisation FAO, das Welternährungsprogramm WEP und der Internationale Agrarentwicklungsfonds IFAD. Übereinstimmende hatten sie sofortige Maßnahmen angemahnt.
 
Die FAO (Food and Agriculture Organization) war die erste Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UN), der die Bundesrepublik Deutschland beitrat. Sie wurde 1945 mit dem Ziel gegründet, weltweit den Hunger und Unterernährung zu bekämpfen. Generaldirektor der FAO ist der Senegalese Jacques Diouf. Mit 3.600 festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist sie die größte UN-Sonderorganisation.

Derzeit sind 192 Staaten und die Europäische Union (EU) Mitglieder der FAO. Deutschland ist nach den USA und Japan drittgrößter Beitragszahler. Der Mitgliedsbeitrag Deutschlands im Jahr 2008 beläuft sich auf 18,69 Millionen US-Dollar.

Nach Prognosen der FAO ist bis 2050 mit einem Zuwachs der Weltbevölkerung um drei Milliarden Menschen zu rechnen, überwiegend in den Entwicklungsländern. Doch auch veränderte Konsumgewohnheiten wie der Anstieg des Fleischverbrauchs tragen zur Verschärfung der Lage bei. Fleischproduktion erfordert etwa wesentlich mehr Wasser als der Pflanzenanbau bei einer deutlich schlechteren Energiebilanz.
 
Für Irritationen und Kritik hatte in Rom die Teilnahme des simbabwischen Präsidenten Robert Mugabe gesorgt. "Ich finde es zynisch, dass jemand, der in seinem Land die Menschen in den Hunger und das Land in den Ruin getrieben hat, es wagt, bei einer solchen Konferenz aufzutauchen", sagte Wieczorek-Zeul im ZDF-Morgenmagazin.
 
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