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Berlin (epo.de). - Nach einer erfolgreichen Pilotphase wird das EPIZ-Projekt "Zeitzeugen der Entwicklungs-zusammenarbeit" des Entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationszentrums Berlin (EPIZ) an Berliner und Brandenburger Schulen jetzt ausgeweitet. Besondere Berücksichtigung gilt dabei der Entwicklungsberatung im Bereich Krisen- und Konfliktprävention in Niger und Uganda sowie dem Blick auf Entwicklungsprojekte der DDR in Mosambik und Vietnam und der Frage, wie diese nach der Wende fortgeführt wurden. Unterrichtsmaterialien und Zeitzeugenbesuche geben im Rahmen des Projekts anschaulich und aus erster Hand Einblick in die Entwicklungsberatung.

Was motiviert Menschen, sich in Entwicklungsländern einzusetzen? Hilft Entwicklungszusammenarbeit wirklich im Kampf gegen Hunger, Armut und Krankheit oder ist sie reine Geldverschwendung? Wie sehen Projekte vor Ort eigentlich aus? Und wie hat sich das Verständnis von Entwicklungszusammenarbeit im Laufe der Jahre verändert? Auf diese und weitere Fragen will das EPIZ-Projekt "Zeitzeugen der Entwicklungszusammenarbeit" Antworten geben. Das EPIZ bietet eine Lernplattform mit umfassenden, didaktisch aufbereiteten Informationsmaterialien für Schulklassen, insbesondere für den Politik- und Erdkundeunterricht der Sekundarstufe II.

Entwicklungsberater berichten auch im kommenden Schuljahr von ihren persönlichen Erfahrungen. Im Gespräch mit den Schülern und Lehrern diskutieren sie, wie sich die entwicklungspolitischen Ansätze seit den 1960er Jahren gewandelt haben: Von der Idee einer lediglich "nachholenden Entwicklung" der Länder in Afrika, Asien und Südamerika hin zur Vision einer "nachhaltigen Entwicklung", die nicht nur auf Technik und Wirtschaft setzt, sondern Demokratie, Gute Regierungsführung und Naturschutz mit einbezieht.

Besondere Aufmerksamkeit, so das EPIZ, soll das Zeitzeugen-Projekt im neuen Schuljahr dabei Ansätzen der Krisen- und Konfliktprävention sowie Entwicklungsprojekten der DDR widmen. Zudem sollen die Jugendlichen verstärkt selbst aktiv werden. Zum Beispiel, indem sie Zeitzeugen interviewen und Artikel zum Thema verfassen.

"Die Pilotphase unseres Zeitzeugen-Projekts was sehr erfolgreich", erklärte Nicola Humpert, zuständige Projektleiterein beim EPIZ Berlin. "Durch die Verbindung unserer Internet-Lernplattform mit den Besuchen der Zeitzeugen konnten wir das Thema lebendig und anschaulich gestalten. Über die Möglichkeiten wie auch Grenzen der Entwicklungszusammenarbeit, über das Spannende wie auch Mühsame dieser Arbeit haben sich die Schüler im persönlichen Gespräch informieren können und sich Konzepte, die zunächst sehr abstrakt schienen, erarbeitet. Die Schülerinnen und Schüler erhalten einen unmittelbaren Einblick in ein spannendes Berufsfeld und lernen, warum es Entwicklungshilfe und -zusammenarbeit gibt. Für Lehrerinnen und Lehrer bietet das Unterrichtsmaterial zahlreiche Vorschläge zur didaktischen Umsetzung sowie detaillierte Landesinformationen zu einzelnen Entwicklungsländern, ein Glossar, politisch-zeitliche Überblicke und vor allem: die spannend zu lesenden Zeitzeugenberichte."

Das EPIZ hat im Rahmen des Projekts Interviews mit Entwicklungshelfern geführt, die zu verschiedenen Zeiten in Tansania, Malawi, Indien und Thailand tätig waren. Bereits an diesen vier Ländern zeige sich, wie sehr sich die Entwicklungspolitik und ihre Umsetzung seit den 1960er Jahren verändert hat.

Früher sei man davon ausgegangen, dass mit genügend Kapital die Entwicklungsländer früher oder später auf den Stand von Industrieländern kommen würden. Es seien im Rahmen eines Konzepts der "nachholenden Entwicklung" vor allem berufliche Bildung und ländlich-technische Entwicklung gefördert worden, etwa der Bau von Brunnen oder die Einführung landwirtschaftlicher Maschinen.

Heute dagegen werde die Vergabe von Entwicklungsgeldern zunehmend an Bedingungen wie Demokratie und Korruptionsbekämpfung geknüpft. Projekte sollten den Kriterien "nachhaltiger Entwicklung" entsprechen: Soziale, ökologische und ökonomische Aspekte müssten miteinander verbunden, Partizipation und Selbstbestimmung gefördert, Unterstützungsmaßnahmen der Geberländer international koordiniert werden.

Die Interviews mit den Zeitzeugen – wie auch die weiteren Arbeitshilfen für den Politik- und Erdkundeunterricht der Sekundarstufe II – finden sich als Text- und Audiodateien auf der EPIZ-Lernplattform unter: http://epizberlin.de/moodle. Auch in diesem Schuljahr gehen Zeitzeugen in den Unterricht, um sich persönlich den Fragen der Schülerinnen und Schüler zu stellen.

KRISEN UND KONFLIKTE IM MITTELPUNKT

In der Ausweitung des Projekts, die nun beginnt, werden weitere Zeitzeugen befragt und ihre Erfahrungen in Berichten aufbereitet. Besondere Berücksichtigung gilt dabei der Entwicklungsberatung im Bereich Krisen- und Konfliktprävention in Niger und Uganda sowie dem Blick auf Entwicklungsprojekte der DDR in Mosambik und Vietnam und der Frage, wie diese nach der Wende fortgeführt wurden.

"Auch ermutigen wir die Jugendlichen, sich noch mehr selbst einzubringen", sagte EPIZ-Projektleiterin Nicola Humpert. "In kleinen Teams oder auch alleine können sie – auf Basis der Lernplattform wie auch eigener Recherchen und persönlicher Interviews – eigene Artikel verfassen. Wir möchten zudem, dass sich die interessierten Jugendlichen noch stärker miteinander austauschen. Dazu dienen die Online-Foren, die wir eingerichtet haben. Ein kleines Internet-Video, das wir zurzeit erstellen, lädt dazu ein, ebenso Freunde und Mitschüler für das Thema zu gewinnen."

Das Entwicklungspolitische Bildungs- und Informationszentrum EPIZ ist ein Zentrum für Globales Lernen. Eine "Mediothek"4 mit mehr als 4000 didaktischen Materialien unterstützt die Unterrichtsvorbereitung und -gestaltung. Referentinnen und Referenten werden zu einer Vielzahl von Themen für einen Unterrichtsbesuch vermittelt. Zahlreiche Lehrerfortbildungen geben methodische und fachliche Anregungen.

Kontakt:
EPIZ e.V.
Nicola Humpert
Schillerstr. 59
10627 Berlin
Tel. 030/ 692 64 19
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www.epiz-berlin.de
http://epizberlin.de/moodle (Global Learning Center)