BICCBonn (epo). - Das Militär spielt nach den Erkenntnissen des Bonn International Center for Conversion (BICC) eine besondere Rolle bei der Verbreitung der Immunschwächekrankheit Aids. Das BICC fordert deshalb Programme zur AIDS-Prävention beim Militär und spezielle Hilfsprojekte für HIV-Infizierte in Kriegs- und Konfliktregionen, die vor allem auch die Lage der betroffenen Frauen berücksichtigen.

Nach den jüngsten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Zahl der weltweiten HIV-Infektionen so hoch wie nie: 39,4 Millionen Menschen sind heute von dem Virus angesteckt. Anlässlich des Welt- Aids-Tages verwiesen Experten des BICC darauf, die Zahlen der WHO belegten, dass - neben Ostasien und Osteuropa - Afrika südlich der Sahara den dramatischsten Zuwachs an Aids- Infektionen aufweise. Oftmals seien hier auch militärische Konflikte Ursache für die Ausbreitung der Immunschwächekrankheit, vor allem auf Grund hoher HIV/AIDS-Infektionsraten bei den Kombattanten und wegen sexueller Übergriffe während eines Krieges. In vom Krieg zerrütteten Ländern wie etwa der Demokratischen Republik Kongo und Angola seien Schätzungen zufolge 40 bis 60 Prozent der Kämpfer HIV infiziert.

"Wenn es um HIV/AIDS geht, muss den Militärangehörigen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden," betonte Peter Croll, Geschäftsführer des BICC. In zahlreichen Streitkräften sei die HIV/AIDS-Infektionsrate weitaus höher als in der Zivilbevölkerung. Die Soldaten selbst seien ein wichtiger Faktor für die Ausbreitung des Virus - nicht nur in Kriegszeiten. So müssten bei der Demobilisierung nach dem Ende eines Konflikts auch infizierte ehemalige Kombattanten in ihre Heimatgemeinden wieder eingegliedert werden. Reintegrationsprogramme, die den Faktor HIV/AIDS ignorierten, verschlimmerten dann möglicherweise sogar die Situation. Aber auch Friedenstruppen trügen nach Beendigung eines Konfliktes häufig zur Verbreitung von HIV/AIDS bei.

Croll verweist auch auf die Gefahr der gesellschaftlichen Destabilisierung in Zusammenhang mit HIV/AIDS. Die Seuche bedeute ein direktes Sicherheitsrisiko für die Menschen, denn neben Schwäche und Tod, zu denen sie bei den Betroffenen führt, verstärke sie indirekt auch die Unsicherheit, indem sie die sozialen Strukturen der Gesellschaft zerstöre. Familien, Clans, Gemeinschaften und letztlich sogar wirtschaftliche und sozio-politische Institutionen würden "infiziert". Dazu gehörten auch das Militär und die Polizei. Besorgnis erregend sei, dass bei den Streitkräften und der Polizei etlicher Länder Afrikas HIV/AIDS die Hauptursache von Dienstunfähigkeit und Tod darstelle.

"Die Auswirkungen von HIV/AIDS auf die menschliche Sicherheit sind in den Hintergrund gerückt," bedauerte Croll. Zu den komplexen Zusammenhängen zwischen HIV/AIDS und Sicherheit sei bisher nur sehr wenig geforscht worden. In den vorhandenen Studien werde das Thema entweder ignoriert oder es werde generell ein verheerendes Bild des totalen Chaos gezeichnet. Regierungen, Entwicklungshilfeorganisationen und die Konfliktforschung müssten dem Zusammenhang von Militär und der Verbreitung von HIV/AIDS mehr Aufmerksamkeit schenken und in Ländern wie Malawi, Demokratische Republik Kongo und Angola, aber auch in Konfliktgebieten Zentral- und Ostasiens entsprechende Programme implementieren. Diese Projekte sollten insbesondere die Situation von Frauen berücksichtigen.

"Auch für die Bekämpfung der weltweiten Seuche AIDS gilt - wir brauchen eine andere Prioritätensetzung", so das Facit von Croll. "Solange die großen Industriestaaten aber den Bereich 'Sicherheit' verengt betrachten und riesige Mittel in Militärausgaben statt in die Lösung globaler Sicherheitsrisiken investieren, wird HIV/AIDS die Welt weiterhin existenziell bedrohen."

 BICC


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