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Berlin (epo.de). - Entwicklungspolitik und Armutsbekämpfung stehen bei der Mehrheit der deutschen Bevölkerung überraschend hoch im Kurs. Bei der Bundestagswahl 2009 wollen sich einer Umfrage zufolge viele Wähler für eine Partei mit entwicklungspolitischem Profil entscheiden: Drei von vier Wählern ist dies wichtig. Das ist zumindest das Ergebnis einer repräsentativen Meinungsumfrage, die Infratest im Auftrag des Verbandes Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO) vorgenommen hat. Die Umfrage lief im Rahmen der Aktion „Deine Stimme gegen Armut“ und wurde am Donnerstag in Berlin anlässlich des Internationalen Tages der Armutsbekämpfung (17. Oktober) veröffentlicht.

„Die Umfrage zeigt deutlich, wie wichtig entwicklungspolitische Themen für die meisten Bundesbürger sind. Rund drei Viertel der Befragten erwarten etwa von der Bundesregierung, dass sie ihre Zusage einhält, die Ausgaben für Entwicklungshilfe bis zum Jahr 2010 auf 0,51 Prozent zu erhöhen“, erklärte die VENRO-Vorstandsvorsitzende Claudia Warning. „Parteien sind also gut beraten, wenn sie diesem Fakt Rechnung tragen.“

Mehr als zwei Drittel der Umfrage-Teilnehmer würden eine Partei wählen, die sich für Armutsbekämpfung, einsetzt, um damit einen Beitrag zur Lösung globaler Probleme zu leisten. Dies gelte vor allem für junge Wähler, so VENRO.

KRITIK AN DER BILDUNGSARBEIT
 
Rund 80 Prozent der Befragten sind zudem der Meinung, dass der Patentschutz für Aidsmedikamente gelockert werden muss, damit diese Medikamente auch für Menschen in Entwicklungsländern bezahlbar sind.

Auf generelle Kritik stößt bei den meisten Umfrage-Teilnehmern die entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Deutschland. Sechs von zehn Befragten gaben an, während der Schulzeit wenig oder gar nichts über die Entwicklungsländer und die Zusammenhänge mit den Industriestaaten gelernt zu haben.
 
Eine Wissenslücke klafft auch noch bei den Millenniums-Entwicklungszielen (MDG) der Vereinten Nationen. Mittlerweile hat zwar jeder zweite Deutsche schon mal von den MDG gehört, aber nur einer von zehn weiß, um welche Ziele es sich handelt. Besonders Schüler und junge Menschen sind schlecht über die Entwicklungsziele informiert.
 
Die Umfrage zeigt aber auch, dass nicht nur Bildung und Politik gefragt sind: Fast die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger glaubt, dass sie selbst einen Beitrag zur Lösung globaler Probleme leisten können. Die Mehrheit ist bereit, ihre Konsumgewohnheiten umzustellen und etwa fair gehandelte Produkte zu kaufen. Für die Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Infratest am 25. und 26. September dieses Jahres 1.000 Bürgerinnen und Bürger in ganz Deutschland befragt.
 
STAND UP & TAKE ACTION
 
"Deine Stimme gegen Armut" ruft dazu auf, vom 17. bis 19. Oktober aktiv an der Aktion "Stand Up & Take Action" teilzunehmen. Ziel dieser weltweiten Aktion ist es, möglichst viele Menschen in diesem Zeitraum zu mobilisieren, „gemeinsam aufzustehen“, aktiv zu werden und damit die Stimme gegen Armut zu erheben.

Im Jahr 2007 hatten mehr als 43 Millionen Menschen bei der Aktion mitgemacht. Am Ende stand der Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde. Dieses Jahr soll der Rekord gebrochen werden.
 
VENRO ist der Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (NRO). Ihm gehören 117 deutsche NRO an, die als Träger der privaten oder kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit, der Nothilfe sowie der entwicklungspolitischen Bildungs-, Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit tätig sind.

-> Kurz-Ergebnisse der Infratest-Umfrage (PDF, 76KB)
-> komplette Umfrage (PDF, 660KB)

 


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