Superpreise im Supermarkt

Siegburg (epo.de) Das SÜDWIND-Institut in Siegburg kommt in einer Analyse der derzeitigen Finanzkrise zu dem Ergebnis, dass die Finanzmärkte tiefgreifend reformiert und reguliert werden müssen. Bei diesen Maßnahmen müsse die Frage im Mittelpunkt stehen, wie der Markt wieder in den Dienst der Menschen gestellt werden kann. Zudem fordert SÜDWIND, dass die Interessen der Armen in den Entwicklungsländern bei der Debatte um Finanzhilfen und um die Reform des Sektors in den Mittelpunkt gerückt werden.

Die von dem Zusammenbruch des US-amerikanischen Immobilienmarkts ausgehende weltweite Finanzkrise hat staatliche Eingriffe in bisher nicht gekannter Größenordnung erzwungen. Angesichts der drohenden Gefahren bis hin zum Zusammenbruch des Zahlungsverkehrs legten die europäischen Staaten und die USA Rettungspakete in zusammengenommen vierstelliger Milliardenhöhe auf, um notleidenden Banken das Überleben zu ermöglichen. Doch um eine nachhaltige Stabilisierung des Sektors zu erreichen, muss diese Notrettung nach Auffassung von SÜDWIND durch tiefgreifende Reformen auf den Finanzmärkten ergänzt werden.

Über die Probleme einzelner Banken hinaus sollte die Finanzkrise als Phänomen einer Systemkrise des weltweiten Wirtschafts- und Finanzsystems begriffen werden, so das Institut. Sie werde schwerwiegende Folgen für die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern, aber auch für die Bevölkerung in den Industrieländern haben. Es sei zu befürchten, dass unter dem von der Finanzkrise hervorgerufenen internationalen wirtschaftlichen Abschwung wiederum Entwicklungsländer und dort besonders die armen Bevölkerungsschichten zu leiden haben.

"Daher darf sich die Hilfe nicht nur auf die Banken beschränken, sondern sie muss auch den Armen in den Entwicklungsländern zur Verfügung stehen, die indirekt von der Krise betroffen sind", fordert SÜDWIND.
 
Das Institut sieht die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform des internationalen Finanzsystems. Diese könne allerdings nicht die Aufgabe von wenigen Regierungen der reichen Länder sein. "Entwicklungs- und Schwellenländer müssen in die Debatte einbezogen werden", fordert SÜDWIND.

Beim Aufbau einer neuen, stabilen Finanzarchitektur, deren Aufgabe unter anderem die Unterstützung des Kampfes gegen die Armut sein sollte, könnten die Banken "von Erfahrungen profitieren, die sie bislang häufig ignoriert haben", erklärte das SÜDWIND Institut. "Es gibt gute und anerkannte Ansätze zu einem verantwortlichen und an die Realwirtschaft gebundenen Umgang mit Geld: Die von Mikrofinanzorganisationen, aber auch von Akteuren im Bereich der nachhaltigen Geldanlagen aufgebauten Kompetenzen für einen Umgang mit Geld, der den Menschen dient – und dabei die Interessen der Armen im Blick hat – müssen bei der Bewältigung der anstehenden Aufgaben genutzt werden."
 
-> Hintergrundpapier zur Finanzkrise (PDF)