Flagge ÄthiopiensAddis Abeba/Göttingen (epo.de). - Mindestens 94 Oppositionelle der Oromo-Volksgruppe sind in Äthiopien aus politischen Gründen seit dem 30. Oktober 2008 verhaftet worden. Das berichtete am Montag die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen. "Festgenommen wurden nicht nur oppositionelle Politiker, sondern auch Künstler, Juristen, Angestellte, Journalisten, Geschäftsleute, Schüler, Studenten und Lehrer", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Auch Kinder befänden sich unter den Verhafteten, die in verschiedenen Städten der Region Oromia in Gewahrsam genommen worden seien.

Nachdrücklich forderte die GfbV die Außenminister der Europäischen Union (EU) auf, einen sofortigen Stopp der willkürlichen Verhaftungen zu fordern. Es sei nicht hinnehmbar, dass äthiopische Staatsbürger allein aufgrund ihrer ethnischen Abstammung verfolgt würden.

Den Festgenommenen werde vorgeworfen, die Oromo-Freiheitsbewegung OLF unterstützt zu haben. Die GfbV hatte am 7. November bereits die Verhaftung von zwölf Oromo-Oppositionellen gemeldet. Die Zahl von mindestens 94 Verhafteten wurde am Wochenende von den bedeutendsten Oromo-Oppositionsparteien, der "Oromo Peoples Congress Party" und der "Oromo Federalist Democratic Movement", bestätigt.

Die beiden regimekritischen Parteien kritisierten die Massenverhaftungen als gezielten Versuch, jede Form legaler politischer Betätigung oppositioneller Oromo zu unterbinden. Die internationale Staatengemeinschaft solle Druck auf die Regierung Äthiopiens auszuüben, um die Verhaftungswelle zu stoppen.

So sei beispielsweise der angesehene Künstler Zerihun Wadajo am 7. November in der Hauptstadt Addis Abeba festgenommen worden. Der Verbleib des Sängers sei bis heute nicht bekannt. Der Vater von vier Kindern wurde zuletzt im Jahr 1992 aus politischen Gründen für 24 Monate inhaftiert. Zuvor hatte er unter der Terrorherrschaft von Diktator Mengistu viele Jahre in Haft verbracht.

Festgenommen wurden laut GfbV auch die 33 Jahre alte Fernsehjournalistin Lalisee Dhiphisaa sowie die Gymnasiasten Shumi Dandana, Bayisa Hinsene und drei ihrer Mitschüler in der 125 Kilometer westlich der Hauptstadt gelegenen Stadt Ambo. Unter den Verhafteten aus Addis Abeba seien mindestens fünf Frauen, unter ihnen Urge Abebe, die mit ihrem drei Jahre alten Kind inhaftiert wurde. Auch ihr Ehemann Girma und ihr Bruder Dargu seien festgenommen worden.

Ähnliche Verhaftungswellen gegenüber der diskriminierten Bevölkerungsgruppe der Oromo hat es bereits in den Jahren 2004, 2002 und 1997/98 gegeben.

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